Andreas Maercker und Julia Müller:

Erzähltechniken in der Therapie posttraumatischer Belastungsstörungen bei älteren Menschen: Life-Review und Testimony (Abstract) (PDF)

Bei der Psychotherapie posttraumatischer Belastungsstörungen (PTBS) werden verschiedene wissenschaftlich geprüfte (evidenz-basierte) Therapieelemente unterschieden. Bei der Standardform der Taumaexposition, also der Konfrontation mit dem erlebten Trauma, steht das bildliche (imaginative) Nacherleben des Traumas mit allen sinnlichen bzw. sensorischen Qualitäten im Mittelpunkt. Vorgehensweisen, die sich auf die Erzählung über das Trauma konzentrieren, werden als narrative Expositionstechniken bezeichnet. Als Formen einer solchen narrativen Exposition werden zwei Techniken vorgestellt und an Fallbeispielen erläutert: die Lebensrückblick-Technik (Life-Review) und die Zeugenschaft-Technik (Testimony). Wir plädieren dafür, dass hierzu im Bereich der Psychotherapie älterer Menschen noch weitere systematische Forschungsarbeit geleistet werden sollte.

Luise Reddemann:

Spätfolgen von Traumatisierungen - Möglichkeiten und Erfordernisse stationärer Therapie (Abstract) (PDF)

Eine (teil-)stationäre psychotherapeutische Behandlung für traumatisierte Patientinnen und Patienten ist notwendig, wenn eine intensive, kombinierte Therapie unabhängig vom belastenden Milieu angestrebt wird. Am Beispiel einer 65-jährigen Patientin mit einer schweren, chronifizierten Belastungsstörung durch eine Traumatisierung in der Kriegs- und Nachkriegszeit wird die spezifische Arbeitsweise mit älteren Patienten aufgezeigt. Dabei ist es wichtig, dass alte Menschen die Kontrolle über das therapeutische Vorgehen haben, wenig durch die Klinikordnung gestresst werden und die analytische Arbeit durch ressourcenzentrierte Vorgehensweisen ergänzt wird. Einzelne Techniken (Stabilisierung, Arbeit mit dem »inneren Kind«,  Beobachtertechnik) werden erläutert.

Markus Burgmer und Gereon Heuft:

Behandlung einer posttraumatischen Belastungsstörung bei einer 71-jährigen Patientin nach einem Verkehrsunfall (Abstract) (PDF)

Eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) kann Jahre nach dem belastenden Ereignis verzögert auftreten. Dies wurde insbesondere bei älteren Menschen beschrieben, die während des Zweiten Weltkriegs traumatischen und lebensbedrohlichen Situationen ausgesetzt waren. Untersuchungen zum Auftreten einer PTBS bei älteren Menschen nach einem akuten traumatischen Ereignis sind im Gegensatz zur Fülle an Untersuchungen zur PTBS bei jüngeren und mittelalten Menschen nicht bekannt. Unser Fallbericht beschreibt die traumaspezifische Behandlung einer PTBS bei einer älteren Patientin nach einem Verkehrsunfall mit der »Eye Movement Desensitization and Reprocessing« Therapie (EMDR).

Gertraud Schlesinger-Kipp:

»Meine Kindheit im Krieg und auf der Flucht« - Gesprächskreis mit 60- und 70-Jährigen
(Abstract)(
PDF)

In einem Stadtteilzentrum wurde über die örtliche Zeitung eine Gesprächsgruppe für Menschen angeboten, die den Krieg als Kind miterlebt hatten. Es meldeten sich 30 Personen, wobei von Anfang an eine Gruppengröße von 12 Teilnehmern angestrebt wurde. Nach der thematischen Vorgabe und der Einführung von Gesprächsregeln im Sinne der themenzentrierten Interaktion begann die Gruppe damit, dass die meisten Gruppenmitglieder sehr intensiv von Kriegs- und Nachkriegserlebnissen erzählten.
   Nach der Anfangsphase des Kennenlernens lockerte sich die Gruppenatmosphäre und die Mitglieder entwickelten gegenseitiges Vertrauen. Ein wesentliches Ergebnis der Gruppe war, dass schreckliche Erlebnisse, bei denen Andere Opfer waren, meist emotionaler geschildert wurden als eigene Opfersituationen. Zeuge einer Traumatisierung Anderer zu werden, ist offensichtlich - insbesonder für Kinder - fast so etwas wie ein eigenes Trauma.

Praxisbezogene Darstellungen zum Themenheft “Traumatisierung”

Narrative techniques in the therapy of post-traumatic stress disorder in the elderly: Life review and testimony (English Abstract)

In the psychotherapy of post-traumatic stress disorder (PTSD), different scientifically tested (evidence-based) therapy elements are distinguished. The standard form of tauma exposure, i.e., confrontation with the experienced trauma, focuses on the pictorial (imaginative) re-experiencing of the trauma with all sensory or sensory qualities. Procedures that focus on telling about the trauma are called narrative exposure techniques. As forms of such narrative exposure, two techniques are presented and explained with case examples: the life review technique (Life-Review) and the testimony technique (Testimony). We argue that more systematic research should be done on this in the field of psychotherapy of older people.

Late effects of traumatization - possibilities and requirements of inpatient therapy (English Abstract)

(Partial) inpatient psychotherapeutic treatment for traumatized patients is necessary when intensive, combined therapy is sought independent of the stressful milieu. Using the example of a 65-year-old female patient with a severe, chronified stress disorder caused by traumatization during the war and post-war period, the specific way of working with elderly patients is demonstrated. It is important that elderly people have control over the therapeutic procedure, are little stressed by the clinic order and that the analytic work is complemented by resource-centered procedures. Individual techniques (stabilization, working with the "inner child", observer technique) are explained.

Treatment of post-traumatic stress disorder in a 71-year-old female patient after a traffic accident (English Abstract)

Post-traumatic stress disorder (PTSD) can occur with a delay years after the stressful event. This has been described particularly in elderly people exposed to traumatic and life-threatening situations during World War II. Studies on the occurrence of PTSD in the elderly after an acute traumatic event are not known, in contrast to the abundance of studies on PTSD in younger and middle-aged people. Our case report describes trauma-specific treatment of PTSD in an elderly patient after a traffic accident using Eye Movement Desensitization and Reprocessing (EMDR) therapy.

"My childhood in war and on the run" - discussion group with 60- and 70-year-olds (EnglishAbstract)

In a district center a discussion group was offered through the local newspaper for people who had experienced war as children. Thirty people signed up, and from the beginning a group size of 12 participants was aimed for. After the thematic specification and the introduction of conversation rules in the sense of topic-centered interaction, the group began with most of the group members talking very intensively about war and post-war experiences.   After the initial phase of getting to know each other, the group atmosphere loosened and the members developed mutual trust. A significant result of the group was that terrible experiences in which others were victims were usually described more emotionally than their own victim situations. Witnessing the traumatization of others is obviously - especially for children - almost something like a trauma in itself.