Hartmut Radebold:
»Meine Geschichte ist immer dabei!« Die historische Perspektive im Erstgespräch
(Abstract) (PDF)
Die europäische Geschichte brachte leider für das 20. Jahrhundert viele Möglichkeiten von Brüchen beziehungsweise Beschädigungen individueller Biographien mit sich. Daher muss die Sicht des psycho-bio-sozialen Querschnitts auf die über 60-jährigen nicht nur um eine allgemeine biographische, sondern ebenso um eine spezifisch historische Sicht des Längsschnitts erweitert werden. Erst die Integration des Einflusses historischer Ereignisse auf die jeweilige individuelle Entwicklung - sowohl im Erstgespräch, als auch in einer Behandlung - ermöglicht den weiteren Zugang zur Entstehung vieler psychischer Störungen im Alter. Diese können bekanntlich lebenslang bestehen, intermittierend bei entsprechenden Anlässen auftreten, oder sich erneut durch die Situation des Alterns oder Altseins reaktiviert manifestieren. Die Nutzung dieser gewonnenen Informationenen setzt allerdings ausreichend allgemeine historische und alltagsgeschichtliche Kenntnisse sowie die der eigenen Familiengeschichte voraus.
Johannes Kipp:
Die Struktur eines Erstgesprächs mit Älteren (Abstract) (PDF)
Das Erstgespräch mit älteren Menschen wird zur Abklärung von Problemlagen beziehungsweise zur Diagnostik durchgeführt und ist Grundlage für eine weitere Beratung oder Psychotherapie. Die Gesprächsführung hängt von der therapeutischen Methode und von den jeweiligen institutionellen Aufgaben ab. Sie ist auch von wesentlicher Bedeutung für den Aufbau einer positiven therapeutischen Beziehung, die durch die Alterskonstellation vom ältern Patienten zu (meist) jüngeren Therapeuten mit komplexen spezifischen Beziehungskonflikten einhergeht. In einer Literaturübersicht wird deutlich, dass das Wissen um diese Thematik noch sehr lückenhaft ist. Anhand von Stichworten wird auf die besonderen Problemlagen von Ältern (Multimorbidität, Erinnerungsfähigkeit, Entwicklungsaufgaben, kohortenspezifische Lebens- und Verlusterfahrungen etc.) eingegangen.
Übersichten zum ersten Heft der neuen Zeitschrift
"My story is always there!" The historical perspective in the initial interview (English Abstract)
Unfortunately for the 20th century, European history brought many possibilities of ruptures or damages of individual biographies. Therefore, the view of the psycho-bio-social cross-section on the over-60s must be extended not only by a general biographical, but equally by a specifically historical view of the longitudinal section. Only the integration of the influence of historical events on the respective individual development - both in the initial interview and in a treatment - enables further access to the development of many mental disorders in old age. As is known, these can exist throughout life, occur intermittently on appropriate occasions, or manifest themselves again reactivated by the situation of aging or old age. However, the use of this obtained information presupposes sufficient general historical and everyday historical knowledge as well as that of one's own family history.
The structure of an initial interview with the elderly (English Abstract)
The initial interview with older people is conducted to clarify problematic situations or for diagnostic purposes and is the basis for further counseling or psychotherapy. The way in which the interview is conducted depends on the therapeutic method and on the respective institutional tasks. It is also essential for the establishment of a positive therapeutic relationship, which is accompanied by complex specific relationship conflicts due to the age constellation from older patients to (mostly) younger therapists. In a literature review it becomes clear that the knowledge about this topic is still very incomplete. By means of keywords, the special problem situations of the elderly (multimorbidity, memory capacity, developmental tasks, cohort-specific life and loss experiences, etc.) are discussed.