Wichtige Zielgruppen zum Themenheft
“Traumatisierung”
Traude Tauber und David Vyssoki:
Alt gewordene Überlebende des Holocaust (Abstract) (PDF)
Die alt gewordenen Überlebenden des Holocaust (hebräisch: Shoah) leiden unter einer spezifischen Form einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS). Bei der Beratung und Therapie ist es wichtig, nicht nur ihre posttraumatischen Symptome zu erfassen, sondern auch ihre sozialen und persönlichen Bedürfnisse zu klären. Psychotherapeuten, Ärzte, Sozialarbeiter und Krankenschwestern sollten bei der Betreuung dieser Menschen zusammenarbeiten. Die Arbeit von ESRA (Hebräisch: Hilfe) in Wien, der einzigen Institution dieser Art in Österreich, wir hier vorgestellt.
Stefan Trobisch-Lütge:
Traumatisierende Folgen von DDR-Unrecht bei heute über 60-Jährigen. Erfahrungen in der beratenden und psychotherapeutischen Arbeit der Beratungsstelle Gegenwind (Abstract) (PDF)
Nach einer Bestimmung der Formen der Traumatisierung unter den Verfolgungsbedingungen in der ehemaligen DDR wird auf Besonderheiten in der Psychodynamik der heute über 60-jährigen ehemaligen Verfolgten eingegangen. Ausgehend von den Assoziationen, die sich bei einem Betroffenen mit seiner Verfolgung in der ehemaligen DDR verbinden, deuten sich hoch organisierte psychische Abwehrprozesse nach Tramatisierung unter spezifischen DDR-Bedingungen an. An der konkreten Psychotherapie eines heute 72-jährigen politisch Traumatisieren wird gezeigt, in welchen Übertragungs-Gegenübertragungsprozessen und über welche therapeutischen Entwicklungen allmählich eine Traumaverarbeitung möglich wird.
Martina Böhmer:
Erfahrungen sexualisierter Gewalt in der Lebensgeschichte alter Frauen.
Ansätze für eine frauenorientierte Altenarbeit (Abstract)(PDF)
Sexualisierte Gewalt gegen Frauen ist in den letzten Jahrzehnten immer mehr zu einem öffentlichen Thema geworden. In der Altenarbeit wird es indes nur wenig berücksichtigt. Traumatisierende Erfahrungen wie sexualisierte Gewalt in der Kindheit, Vergewaltigung in der Ehe und frauenspezifische Erlebnisse in der Kriegs- und Nachkriegszeit wurden von den gegnwärig alten Frauen selten thematisiert und aufgearbeitet. Traumatisierende Erlebnisse werden oft in Pflegesituationen mobilisiert: Geräusche, Gerüche und körperliche Pflegemaßnahmen, insbesondere im Intimbereich, erinnern die inzwischen hilfebedürftigen Frauen an erlebte schreckliche Situationen. Treten dann Abwehrreaktionen einher gehend mit Aggression, Depression oder Verweigerung auf, werden diese häufig nur als Symptome von Alterserkrankungen wie z.B. einer Demenz oder einer Altersdepression interpretiert. Der Zusammenhang mit der Lebensgeschichte wird nicht gesehen. Im Folgenden werden Beispiele aus der Praxis vorgestellt und Anregungen gegeben, wie diese Frauen betreut werden sollten und welche Unterstützung sie brauchen.
Rolf Dieter Hirsch:
Gewalt gegen alte Menschen - aktuelle Traumatisierungen (Abstract)(PDF)
Erst seit wenigen Jahren wird dem Problembereich »Gewalt gegen alte Menchen« in Deutschland mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Gewalt tritt im öffentlichen Raum, in der Familie und in Institutionen auf. Gewalthandlungen sind meist komplex und vielschichtig und werden von personalen, strukturellen und kulturellen Faktoren bedingt, die unter den Stichworten Gewaltzyklus, Pflegeabhängigkeit, Pflegebelastung und persönliche Probleme beschrieben werden. Die Folgen von Gewalt sind vielfältig, langanhaltend und können zu psychischen Störungen führen. Durch ein Assessment ist zu klären, welche Schritte zur Verringerung von Gewalt führen. Grundlage von Gewaltinverventionen ist »Hilfe vor Strafe«.
Aging Survivors of the Holocaust (English Abstract)
Aging survivors of the Holocaust (Shoah in Hebrew) suffer from a specific form of post-traumatic stress disorder (PTSD). In counseling and therapy, it is important not only to assess their post-traumatic symptoms, but also to clarify their social and personal needs. Psychotherapists, physicians, social workers and nurses should work together in caring for these people. The work of ESRA (Hebrew: help) in Vienna, the only institution of its kind in Austria, is presented here.
Traumatizing consequences of GDR injustice in people over 60 today. Experiences in the Counseling and Psychotherapeutic Work of the Counseling Center Gegenwind(English Abstract)
After determining the forms of traumatization under the conditions of persecution in the former GDR, particularities in the psychodynamics of former persecutees over 60 years of age today are discussed. On the basis of the associations which are connected in a person with his persecution in the former GDR, highly organized psychic defense processes after tramatization under specific GDR conditions are indicated. The concrete psychotherapy of a now 72-year-old politically traumatized person is used to show the transference-countertransference processes and the therapeutic developments that gradually make trauma processing possible.
Experiences of sexualized violence in the life histories of elderly women. Approaches for a women-oriented work with the elderly (English Abstract)
Sexualized violence against women has become more and more a public issue in the last decades. In the field of work with the elderly, however, it has received little attention. Traumatizing experiences such as sexualized violence in childhood, rape in marriage, and experiences specific to women in the war and post-war periods have rarely been addressed and worked through by women who are aging. Traumatizing experiences are often mobilized in caregiving situations: Sounds, smells and physical care measures, especially in the intimate area, remind the women who are now in need of help of terrible situations they have experienced. If defensive reactions then occur, accompanied by aggression, depression or refusal, these are often interpreted only as symptoms of old-age diseases such as dementia or old-age depression. The connection with the life history is not seen. In the following, examples from practice are presented and suggestions are given as to how these women should be cared for and what support they need.
Violence against the elderly - current traumatization (English Abstract)
It is only in the last few years that more attention has been paid to the problem area of "violence against the elderly" in Germany. Violence occurs in public space, in the family and in institutions. Acts of violence are usually complex and multi-layered and are conditioned by personal, structural and cultural factors, which are described under the keywords cycle of violence, care dependency, care burden and personal problems. The consequences of violence are manifold, long-lasting and can lead to psychological disorders. An assessment must be conducted to determine what steps will lead to a reduction in violence. The basis of violence interventions is "help before punishment".