Übersichten zum Themenheft
“Biographie und Gehirn”

Wilhelm Stuhlmann:

Frühe Bindungserfahrungen hinterlassen lebenslange Spuren (Abstract) (PDF)

Neue Forschungen zur Entwicklung des neuronalen Netzwerkes in den ersten Lebensjahren haben gezeigt, dass frühe Prägungen und Erfahrungen die Struktur des Netzwerkes mit lebenslangen Auswirkungen formen. Die frühe Plastizität und Lernfähigkeit dieses Netzwerkes sind Grundlage für die spätere geistige Leistungsfähigkeit und für die Entwicklung von Begabungen und Interessen. Auf dieser Grundlage tragen positive Bindungserfahrungen wesentlich zur Ausprägung tragfähiger psychosozialer Muster in Beziehungen und zur Entwicklung eines stabilen Selbstwertgefühls bei. Bindungserfahrungen, Entwicklung von Autonomie und die Unterstützung eines positiven Selbstwertgefühls stehen in einer engen Beziehung zueinander. Das neuronale Netzwerk als Funktionsreserve ist in seiner Ausdifferenzierung von guten Bedingungen seiner Stimulation und Verankerung in der Persönlichkeit anhängig. Ein wesentlicher Faktor sind Bindungserfahrungen, die das Vertrauen in die eigenen Kräfte und die Entwicklung neuronaler Funktionen (motorische und psycho-sozial) ermöglichen und längerfristig unterstützten. Hierin besteht eine bedeutsame Verbindung von Bindung und Bildung zum Demenzrisiko.

Johann Caspar Rüegg:

Neurobiologische Aspekte der kognitiven Beeinflussung von somatoformen Schmerzen im Alter (Abstract) (PDF)

Somatoforme Rückenschmerzen sind im Alter häufig; sie können die Folge von psychosozialem Stress aber auch von schmerzhaften Erfahrungen in der Kindheit sein, die sich ins Schmerzgedächtnis »eingegraben« und die Reagibilität der Schmerzmatrix im Limbischen System verändern. Reagibilität und Intensität der Schmerzwahrnehmung können in einer neurobiologisch fundierten kognitiven Therapie durch Ablenkungsstrategien reduziert werden, zumal sie (auch) von Aufmerksamkeit und Bedeutung abhängen, die dem Schmerz zugemessen werden.

Early attachment experiences leave lifelong traces (English Abstract)

Recent research on the development of the neural network in the first years of life has shown that early imprints and experiences shape the structure of the network with lifelong effects. The early plasticity and learning capacity of this network are the basis for later mental performance and for the development of talents and interests. On this basis, positive attachment experiences contribute significantly to the formation of sustainable psychosocial patterns in relationships and to the development of a stable sense of self-worth. Attachment experiences, development of autonomy, and support of positive self-esteem are closely related. The neural network as a functional reserve depends in its differentiation on good conditions of its stimulation and anchoring in the personality. An essential factor are bonding experiences, which enable and support in the long term the confidence in one's own strengths and the development of neuronal functions (motor and psycho-social). In this there is a significant connection of attachment and education to the risk of dementia.

Neurobiological aspects of cognitive influence on somatoform pain in old age (English Abstract)

Somatoform back pain is common in old age; it may be the consequence of psychosocial stress but also of painful experiences in childhood that become "engraved" in pain memory and alter the responsiveness of the pain matrix in the limbic system. Reactivity and intensity of pain perception can be reduced in a neurobiologically based cognitive therapy by distraction strategies, especially since they (also) depend on attention and importance attributed to pain.