6. Jahrgang 2009,
Heft 3: Eine Institution stellt sich vor
Johannes Kipp und Eike Hinze:
Die Symposien »Psychoanalyse und Altern« in Kassel
Seit 20 Jahren findet immer am ersten Dezemberwochenende (Freitag/Samstag) das Symposium »Psychoanalyse und Altern« statt. Es wurde von Hartmut Radebold begründet und wird veranstaltet von der Arbeitsgruppe Psychoanalyse und Altern in Kooperation mit dem Institut für Psychoanalyse der Universität Kassel, dem Alexander-Mitscherlich-Institut für Psychoanalyse und Psychotherapie Kassel e.V. und dem Klinikum Kassel (Gerontopsychiatrisches Zentrum und Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie).
Ziel ist es, aus psychoanalytischer Sicht das Wissen um das Alter und das Altern zu erweitern und psychotherapeutische Vorgehensweisen auch für diesen Lebensabschnitt zu fördern. Kennzeichnend für die Symposien sind jeweils zu den Referaten (30 Min.) gehörende gleichlange Diskussionszeiten, durch die der intensive wissenschaftliche Austausch gefördert und eine Fortschreibung des Erkenntnisstandes der Alterspsychotherapie ermöglicht wird.
Die Arbeitsgruppe Psychoanalyse und Altern
Die Arbeitsgruppe besteht aus Psychoanalytikern, die sich schwerpunktmäßig mit der Behandlung von älteren Menschen beschäftigen:
– Prof. Dr. Gereon Heuft (Münster)
– Prof. Dr. Dr. Rudi D. Hirsch (Bonn)
– Dr. Eike Hinze (Berlin)
– Dr. Johannes Kipp (Baunatal/Kassel)
– Dr. Helmut Luft (Hofheim)
– Dr. phil. Meinolf Peters (Marburg)
– Dr. med. Hartmut Radebold (Kassel)
– Dipl. Psych. Gertraud Schlesinger-Kipp (Kassel)
– Dipl. Psych. Christiane S. Schrader (Dreieich)
– Prof. Dr. Martin Teising (Bad Hersfeld/Frankfurt)
– Dr. Bertram von der Stein (Köln)
– Prof. Dr. Dr. Rolf Peter Warsitz (Kassel)
Die Arbeitsgruppenmitglieder bilden ein informelles Netzwerk, um den Austausch über Altersthemen zu fördern. Die Gründung der Zeitschrift Psychotherapie im Alter ist aus dieser Arbeitsgruppe hervorgegangen. Interessierte Psychoanalytiker können gerne in die Arbeitsgruppe aufgenommen werden.
Themen der Symposien
Mit folgenden Themen haben sich die Symposien bisher befasst:
(Die Originaltabelle über die Themen der Symposien von 1989 bis 2008 finden Sie im gedruckten Heft.)
Im Rahmen der Zeitschrift Psychotherapie im Alter (im Psychosozial-Verlag Gießen) wurden folgende dazu korrespondierende Themenbände erstellt:
– 11. Symposium: Wiederholung, Ritual und Zwang im Alter – PiA 2(2) 2005.
– 16. Symposium: Liebe, Lust und andere Leidenschaften im Alter – vergänglich, wandelbar, zeitlos? – PiA 2(3) 2005.
– 17. Symposium: Die Zukunft des Alters – Visionen und Illusionen. – PiA 3(3) 2006
– 18. Symposium: Konflikte und Konfliktschicksale im Alter. – PiA 4(3) 2007
– 19. Symposium: Sterben, Endlichkeit und Tod. – PiA 5(2) 2008
– 20. Symposium: Der alternde Körper und wir. – PiA 6(3) 2009
Das 21. Symposium 2009: Zorn, Neid und weitere Leidenschaften
Das Symposium findet am 4. und 5. Dezember wieder im Gießhaus der Universität Kassel statt.
Diese Thematik wurde von der Arbeitsgruppe ausgewählt, weil es zu den verbreiteten Vorurteilen über das Alter gehört, dass heftige aggressive Affekte, Leidenschaften und Triebimpulse alten Menschen oft nicht zuerkannt werden und auch im Umgang mit Älteren tabuisiert sind. Diese gesellschaftliche Verdrängung kann dramatische Folgen haben, wenn Verbotenes im Sinne der Wiederkehr des Verdrängten unkontrolliert in die Beziehung zwischen den Alten und Jungen, zwischen Patient und Therapeut durchbricht. Dramatische Zuspitzungen zeigen sich auch als Folge davon in der Gewalt gegen Altenheimbewohner bis hin zu Tötungen oder in einer unreflektierten Euthanasiebefürwortung. Werden solche Emotionen in Therapien mit Älteren verleugnet, kann dies zu schweren Enttäuschungen und zur Ablehnung einer weiteren Therapie führen.
Freud hat die Illusion von der Unschuld in der Kindheit zerstört. Hier geht es um die Illusion vom abgeklärten und bedürfnislosen Alten, der jenseits von Gut und Böse, also ohne Triebe und heftige Affekte sei. Auch Psychoanalytiker sind nicht frei von harmonisierenden Beschönigungsformeln, die letztlich den Kontakt zu alten Menschen erschweren. Desillusionierung, die auch schmerzhaft sein kann, macht aber den Weg frei, um mit alten Menschen offener und würdevoller umzugehen.
Für die Vorbereitung des 21. Symposiums sind Dr. Bertram von der Stein (E-Mail: dr.von.der.Stein@netcologne.de) und Dr. Eike Hinze (E-Mail: e.f.hinze@t-online.de) verantwortlich.