Übersichten zum Themenheft
“Die neue Generation 50+”
François Höpflinger:
Die neue Generation der »jungen« Alten
Befindlichkeit und Werthaltungen in mitteleuropäischen Ländern (Abstract) (PDF)
Das höhere Lebensalter unterliegt einem zweifachen Wandlungsprozess: Erstens erreichen neue Generationen (Babyboomer) ein höheres Lebensalter. Zweitens setzen sich neue Modelle und Formen des Alterns durch, etwa in Richtung einer stärker aktiven und post-modernen Gestaltung der späteren Lebensphasen. In diesem Beitrag werden soziale Kennwerte zur Gruppe der 55–74-Jährigen im Vergleich von fünf mitteleuropäischen Ländern (Deutschland, Frankreich, Niederlanden, Polen, Schweiz) analysiert. Deutlich wird dabei, dass der Anteil an gesunden, wirtschaftlich komfortablen und lebenszufriedenen älteren Menschen länderspezifisch variiert. Die sozialen und wirtschaftlichen Voraussetzungen für ein aktives Altern – wie es gerontologische Kompetenzmodelle postulieren – sind in Mitteleuropa unterschiedlich gegeben. In einigen Ländern – wie Deutschland und Frankreich – gilt dies nur für eine, wenn auch nicht unbeträchtliche Minderheit. In der Schweiz und den Niederlanden hingegen genießt eine Mehrheit die sozialen Voraussetzungen für ein aktives Altern im modernen Sinne. In allen Ländern orientieren sich die »jungen Alten« stärker an innovationsorientierten Werthaltungen (neue Ideen, neue Aktivitäten) als ältere Altersgruppen bzw. frühere Geburtsjahrgänge.
Hartmut Radebold:
Generation 50+ - Entwicklungsaufgaben und psychotherapeutische Erwartungen
(Abstract) (PDF)
Die heutige Generation 50+ ist die erste, die nach dem Zweiten Weltkrieg geboren wurde – sie war allerdings in der Schweiz, in Österreich, in der BRD und in der DDR verschiedenartigen zeitgeschichtlichen Einflüssen ausgesetzt. Dies förderte jeweils spezifische sozio-kulturelle Entwicklungen mit unterschiedlichen Lebenskonzepten und -möglichkeiten, oft einhergehend mit »Entgrenzung« und »Abgrenzung« von der familiären Delegation. In der »Mitte des Lebens« ist nun für die Mitglieder dieser Generation eine umfassende bio-psycho-soziale Bestandsaufnahme notwendig, was erreicht wurde und welche (geschlechtspezifische) Vorbereitung auf das Älterwerden sinnvoll ist. Für die jetzt anzutreffenden Anpassungsstörungen, Belastungsstörungen und Abhängigkeitserkrankungen steht nun ein in den letzten zwanzig Jahren wissenschaftlich untersuchtes umfassendes Behandlungsspektrum zur Verfügung. Wahrscheinlich sind zukünftig bei der ansteigenden Lebenserwartung und infolge gesellschaftlicher und ökologischer Veränderungen auch während des Alterns immer wieder kürzere psychotherapeutische Hilfestellungen notwendig.
Pasqualina Perrig-Chiello:
Jeder Generation ihre eigene Intervention?
Inwieweit spielt die Generationenzugehörigkeit eine Rolle bei gerontologischen Interventionen? (Abstract) (PDF)
In Forschungsliteratur und Praxis scheint es ein Alltagsverständnis zu geben, was gerontologische Interventionen sind. Die meisten davon zielen zum einen darauf, altersassoziierte körperliche, kognitive und soziale Ressourceneinbußen vorzubeugen oder zu kompensieren, zum andern fokussieren sie altersbezogene Entwicklungsaufgaben und liefern die Basis für gerontologische Beratung und Lebenshilfe. Dabei wird häufig von der impliziten Annahme ausgegangen, dass sowohl Ressourceneinbußen als auch Entwicklungsaufgaben altersspezifisch sind. Damit verbunden ist der Anspruch, dass diese Interventionen einen Zeit überdauernden Wert haben, wobei häufig übersehen wird, dass Altern sich immer im Kontext eines spezifischen historisch-gesellschaftlichen Kontexts vollzieht. Die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Geburtskohorte und damit die Kontextbedingungen, in denen Menschen aufgewachsen sind, sowie die unterschiedlichen Erfahrungen, die sie als Generation machten, prägen im Wesentlichen auch die Art und Weise, wie sie altern. Es stellt sich somit die Frage, inwiefern die Generationenzugehörigkeit bei der Konzeption von psychologischen Interventionen berücksichtigt werden muss und wo sie hingegen vernachlässigbar ist.
The New Generation of "Young" Old People Sensitivity and Values in Central European Countries (English Abstract)
The later stages of life are rapidly changing, as new generations begin to age. New models of ageing reinforce the trend among younger generations of the elderly to remain »youthful« as long as possible. This contribution presents some social indicators regarding the »young old« (55–74 years of age), comparing the situation in five selected European countries (France, Germany, Netherlands, Poland and Switzerland). The analysis indicates significant differences between the five countries. The social conditions for an active ageing are worst in Poland and best in the Netherlands and Switzerland. France and Germany are more characterized by a certain polarization within the ageing population. Nevertheless, in all five countries the »young old« are more oriented towards new ideas and new activities than the older age groups.
Generation 50+ - Developmental Tasks and Psychotherapeutic Expectations (English Abstract)
Today’s generation 50+ is the first one that was born after World War II; however it was affected by various contemporary influences in Switzerland, Austria, the Federal Republic of Germany and the GDR. This brought forward specific socio-cultural developments with different concepts of and possibilities for living. In the middle of their lives, the members of this generation need a comprehensive bio-psychosocial assessment which states what has been achieved and which (gender specific) preparation for the future is reasonable. There is a wide-ranging spectrum of treatments that has been scientifically examined in the past 20 years which supports treatment of adjustment disorder, stress disorder as well as addictions that may occur at this point in life. It is likely that due to increasing life expectancy and changes in society and environment, recurring short psychotherapeutic assistance when growing older will become necessary in the future.
To each generation its own intervention?To what extent does generational affiliation play a role in gerontological interventions? (English Abstract)
In gerontological literature and practice there seems to be a prevailing implicit understanding with regard to interventions. On the one hand, most of the so-called gerontological interventions aim at preventing and compensating age-associated losses in physical, cognitive and social resources. On the other hand, they focus on age-related developmental tasks and form the base for gerontological counseling. The underlying assumption is that these interventions have a time enduring value. Very often they neglect the fact that ageing is always accomplished in a specific historical-societal context. However, contextual conditions, in which individuals grow up, as well as the diverse experiences they make as a generation, have a major impact on the way, how they grow old. Here the question arises, when and to what extent generational belonging should be taken into account for the conception of individual interventions and where they can be neglected.