Suchtformen im Alter zum Themenheft
“Sucht”

Irmgard Vogt:

Drogenabhängige im mittleren und höheren Lebensalter

Ergebnisse einer qualitativen Studie (Abstract) (PDF)

In leitfadengestützten Interviews wurden 50 aktive Drogenabhängige zwischen 45 und 61 Jahren nach ihren sozialen Netzwerken und Beziehungen, ihren Erfahrungen mit Diskriminierung, Exklusion und Inklusion, ihren gesundheitlichen Beschwerden und ihren Hilfenetzwerken im Krankheitsfall befragt. Die Ergebnisse zeigen, dass das Leben von Drogenabhängigen schwierig ist. Das liegt einmal daran, dass sie nicht in ein funktionierendes soziales Netzwerk eingebunden sind. Zum anderen leiden fast alle unter körperlichen Krankheiten und jeder zweite zusätzlich noch unter psychischen Störungen. Fast alle Interviewten benötigen zur Bewältigung des Alltags die Hilfe von Sozialarbeitern und mehr noch im Krankheitsfall, da es sonst niemanden gibt, der sich um sie kümmert.

Dirk K. Wolter:

Suchtgefahr und andere Risiken von (Opiat-)Analgetika - unterschätzt oder übertrieben? (Abstract) (PDF)

Opiatanalgetika gehören zu den meistverordneten Arzneimitteln, mit steigender Tendenz. Bei Nicht-Tumorschmerzen ist Wirksamkeit einer längerfristigen Behandlung nicht belegt. Die Risiken der Opiatanalgetika sind offenbar größer als vielfach angenommen. Die Gefahr einer Suchtentwicklung wird kontrovers diskutiert. Bei Personen ohne Suchtprobleme in der Vorgeschichte und sachgerechter Anwendung kommt es nur selten zu einer De-novo-Abhängigkeit. Die Diagnose von Substanzmissbrauch oder -abhängigkeit bei Schmerzpatienten ist schwierig. Die hohen Prävalenzangaben für Suchtprobleme bei Schmerzpatienten hängen damit zusammen, dass es nicht selten vorkommt, dass trotz positiver Suchtanamnese Opiatanalgetika verordnet werden. Einerseits mangelt es in einem Teil dieser Fälle an der notwendigen Sorgfalt bei der Indikationsstellung (unzureichende Anamneseerhebung bzw. Prüfung alternativer Behandlungsoptionen). Andererseits bedürfen manche dieser Patienten trotz vorbestehender Suchterkrankung aufgrund körperlicher Erkrankungen einer intensiven Schmerzbehandlung; in diesen Fällen sind besondere Vorsichtsmaßnahmen erforderlich. Durch den demografischen Wandel, den medizinischen Fortschritt und die Zunahme von Suchtproblemen in der Altenbevölkerung als Kohorteneffekt wird die Zahl dieser Patienten weiter anwachsen.

Dirk K. Wolter:

Rauchen und Raucherentwöhnung im Alter (Abstract)(PDF)

Ältere Menschen sind in hohem Ausmaß von den gesundheitlichen Folgen des Rauchens betroffen. Gleichwohl sind die therapeutischen Angebote für ältere Raucher häufig unzureichend. Fehleinschätzungen über die Ungefährlichkeit bzw. sogar einen vermeintlichen Nutzen des Rauchens, der Verweis auf »Lebensqualität« dank Tabakkonsum oder die Unterstellung, dass ein Entzug im Alter keine Erfolgschancen hätte, spielen dabei eine entscheidende Rolle. Risiken birgt das Rauchen aber allemal auch für alte Menschen. Weder sind alte Raucher unmotiviert aufzuhören noch sind die Erfolgsaussichten gering. Es gilt, Tabakabhängigkeit bei unseren alten Patienten nicht als Selbstverständlichkeit hinzunehmen!

Drug addicts in middle and old age.

Results of a qualitative study (English Abstract)

In structured interviews we asked 50 drug addicts between the age of 45 and 61 to talk about their social networks and relationships, their experience with discrimination, exclusion and inclusion, their health problems and their support networks when falling ill. The results underline the fact that living as a drug addict is difficult. This is due to not being part of a functioning social network. Furthermore, most interviewees suffer from physical illnesses and every second as well from mental disorders. Most of the interviewees need a helping hand from social workers to manage everyday life and more so when sick since there is no one to care for them.


Risk of addiction and other risks of (opiate) analgesics - underestimated or exaggerated? (English Abstract)

Opiod-analgetics belong to the widest prescribed drugs with prescriptions rasing continuously. Efficacy of long-term treatment in non malignant pain has not been verified. Obviously side effects with opiod-analgetics are more salient than widely assumed. In individuals without any history of substance abuse and with proper application addiction on opiods will rarely occur. It is difficult to diagnose substance use disorders in pain patients. High prevalence rates of substance abuse reported in pain patients are related to the fact that opiod-analgetics are prescribed despite a history of substance abuse in many cases. One the one hand in some of these individuals opioid-prescription is not grounded thoroughly enough (insufficient medical records or lacking search for alternative treatment options). On the other hand some of these patients do need pain treatment because of somatic disease despite their substance use disorder; in these cases certain precautions have to be taken. Due to demographic change, advances in health care, and an increasing rate of older subjects with substance abuse disorders as a cohort effect the number of such patients will be further growing.



Smoking and smoking cessation in the elderly (English Abstract)

Older adults suffer a large proportion of the health consequences from smoking. Yet, older smokers often receive insufficient support in smoking cessation. This is due to several reasons: misjudgements about harmlessness or even putative benefits of smoking, the assumption of improved quality of life by smoking or the myth that smoking cessation in old age could not be achieved successfully. Nevertheless, smoking is hazardous for the elderly too. Neither are older smokers less motivated to stop smoking nor are chances of success lower. We should not take smoking as something natural in our elderly patients!