Übersichten zum Themenheft
“Einsamkeit”

Lutz M. Drach und Brigitte Terner:

Einsamkeit im Alter - Gesundheitsrisiko und therapeutische Herausforderung (Abstract) (PDF)

«Only the lonely know the way I feel tonight,
Only the lonely know this feeling ain’t right«.
Roy Orbison (1960)

Einsamkeit ist ein unangenehmes Gefühl, das aus der Diskrepanz zwischen den ersehnten und aktuell vorhandenen Beziehungen des Individuums entsteht, und muss von sozialer Isolation, aber auch von psychischen Störungen wie z.B. Depression abgegrenzt werden. Neben Einsamkeit als kürzer dauerndes, reaktiv verursachtes Gefühl (state), kann sie einen Persönlichkeitszug mit der lebenslangen Bereitschaft (trait) darstellen. Die Kategorie »Einsamkeit« hat noch keinen festen Platz in der klinischen Diagnostik gefunden und wird in ICD-10 oder DSM-IV nicht erwähnt. Das Assessment kann mithilfe der UCLA-Loneliness-Scale (deutsch: Hamburger Einsamkeitsskala, HES) erfolgen, für klinische Zwecke ist meist aber die schlichte Frage nach Einsamkeit ausreichend. Obwohl entgegen dem Altersstereotyp die meisten Älteren nicht einsam sind, ist Einsamkeit insbesondere bei alleinstehenden älteren Männern und Hochaltrigen beiderlei Geschlechts häufig und mindert die Lebensqualität erheblich. Einsamkeit verkürzt die Lebenserwartung, erhöht das Risiko von Behinderung und führt wahrscheinlich zu erhöhter Inanspruchnahme des Gesundheitssystems. Soziale Isolation und Einsamkeit sind bei Älteren Risikofaktoren für Depressionen, Demenz und wahrscheinlich auch für Wahn- und Angststörungen. Dabei ist insbesondere die starke Assoziation mit dem Auftreten von Depressionen und ihrer schlechteren Prognose gut belegt. Deshalb sind sowohl primäre Prävention bei besonders vulnerablen Personen als auch eine gruppenpsychotherapeutisch unterstützte soziale Aktivierung von psychisch kranken Älteren notwendig.


Reinhold Schwab:

Einsamkeit im Alter - Ansätze und Überlegungen zur Psychotherapie und Beratung (Abstract) (PDF)

Im Anschluss an die Übersicht von Drach und Terner in diesem Heft gilt der Artikel einigen zusätzlichen Aspekten zur Einsamkeit bei alten Menschen, zu professionellen Hilfsmaßnahmen sowie zu Empfehlungen für die Praxis. Nach Anmerkungen zur empirischen Befundlage zur Einsamkeit bei alten Menschen wird am Beispiel der Aussagen zweier alter Frauen in einem Interview verdeutlicht, wie Einsamkeit erlebt wird. Danach werden Überlegungen zur Therapie und Beratung betroffener alter Menschen angestellt. Dabei werden die Möglichkeiten der Computernutzung durch Senioren besonders hervorgehoben.

Loneliness in old age - health risk and therapeutic challenge (English Abstract)

«Only the lonely know the way I feel tonight,
Only the lonely know this feeling ain’t right«.
Roy Orbison (1960)

Loneliness is an unpleasant feeling related to the perception of unfulfilled intimate and social needs. It is important to distinguish loneliness from social isolation or mental disorders, e.g. depression. There appears to be both state and trait aspects of loneliness. »Loneliness« is still not a diagnostic category of ICD-10 or DSM-IV. The UCLA Loneliness Scale is most frequently used for assessment, but for clinical purposes just asking about loneliness is often sufficient. The majority of the elderly is not lonely, but loneliness is frequent in single elderly men and in the highest age groups of both sexes. A lower life expectancy, a higher risk of becoming disabled and a heavier use of medical services is observed when lonely. Social isolation and loneliness are both risk factors for depression and dementia in the elderly, possibly also for late paraphrenia and anxiety disorders. In studies there is a strong association between loneliness, developing depression, and its worse prognosis compared to the non-lonely elderly. Prevention of loneliness in vulnerable individuals and social activation supported by group psychotherapy is necessary.


Loneliness in old age - approaches and considerations for psychotherapy and counseling (English Abstract)

Following an overview of Drach and Terner in this issue, this article focuses on a few additional aspects of loneliness in older age and professional supporting measures as well as recommendations for practical experience. This article will start with remarks on empirical results regarding loneliness in older age which will then be illustrated using the example of statements of two old women in an interview about how they experience loneliness. Thoughts on therapy and counsel of affected older people will follow. Possibilities of computer networks for senior citizens will be emphasized.