Fallbezogene Darstellungen zum Themenheft “Trauer”

Louisa Lorenz und Simon Forstmeier:

Kognitive Verhaltenstherapie bei prolongierter Trauer (Abstract) (PDF)

Kognitiv-verhaltenstherapeutische Ansätze wurden für die Therapie einer Prolongierten Trauerstörung entwickelt, bei der Trauernde intensive Trennungsschmerzen und traumatische Schmerzen erleben. In diesem Beitrag wird eine kognitiv-verhaltenstherapeutische Konzeption der Prolongierten Trauerstörung beschrieben, die therapeutischen Behandlungsstrategien erläutert und mit einem Fallbeispiel exemplifiziert sowie Wirksamkeitsstudien referiert. Drei Kernprozesse spielen eine zentrale Rolle für die Entstehung und Aufrechterhaltung der Symptome: ungenügende Integration der Trennung in das autobiografische Gedächtnis, negative globale Überzeugungen und Fehlinterpretationen sowie ängstliche und depressive Vermeidungsstrategien. Aus diesen Kernprozessen sind drei Ziele für eine Behandlung ableitbar: Der Verlust soll elaboriert und in das autobiografische Wissen integriert werden, problematische Überzeugungen und Fehlinterpretationen sollen identifiziert und verändert werden und ängstliche und depressive Vermeidungsstrategien sollen abgebaut und hilfreiche Bewältigungsstrategien aufgebaut werden. Die wichtigsten Behandlungsmethoden sind die Exposition in sensu, die kognitive Umstrukturierung und die Verhaltensaktivierung. Dazu werden auch Methoden aus den kreativen, interpersonellen, systemischen und Gestalt-Therapien sowie eine internetbasierte kognitive Verhaltenstherapie bei prolongierter Trauer vorgestellt.

Roland Kachler:

Hypnosystemische Trauerbegleitung (Abstract)(PDF)

Ein neuer Ansatz in der Trauerarbeit

Die bisherigen Traueransätze betonen das Abschiednehmen. Demgegenüber wird hier ein Traueransatz vorgestellt, in dem eine innere Beziehung zum Verstorbenen bleiben darf. Dies ist besonders bei der Trauer von älteren Menschen wichtig. Dieses Verständnis der Trauerarbeit greift hypnotherapeutische und systemische Ansätze auf und integriert sie zu einer hypnosystemischen Trauerbegleitung. Konkrete Schritte für die Trauerbegleitung werden aufgezeigt.

Johannes Kipp:

Trauer als Möglichkeit, nach Verlusten nicht depressiv zu werden (Abstract)(PDF)

Trauer und Depression sind Reaktionen, um mit Verlusten umzugehen. Während die Depression durch eine Ich-Verarmung gekennzeichnet ist, geht Trauer mit einer schmerzlichen Stimmung und einem reduzierten Interesse für die Außenwelt einher, wobei das Denken an das verlorene Objekt ganz im Vordergrund steht. Trauerarbeit wird hier als Vorgang beschrieben, bei dem das verlorene Liebesobjekt in seiner psychischen Existenz im Trauernden aufgebaut wird. In der Depression ist das Gedenken an das Objekt nicht vorhanden, dieses wird (Freud 1916) Teil des Ichs und macht sich in inneren Dialogen der Selbstherabsetzung bemerkbar. In der Trauerbegleitung, insbesondere wenn sich eine komplizierte Trauer als Mischung von Trauer und Depression eingestellt hat, ist es wichtig, dass vom Trauernden frühere Gemeinsamkeiten mit dem verlorenen Objekt wieder lebendig erinnert werden, wobei auch ambivalente Gefühle und das Traurigsein, Zuwendung und Unterstützung verloren zu haben, zur Sprache kommen sollten.

Otto Zsok:

Logotherapeutische Trauerarbeit (Abstract)(PDF)

Im ersten Teil dieses Aufsatzes sollen Kerngedanken der Logotherapie und Existenzanalyse von Viktor E. Frankl (1905–1997) dargelegt werden. Logotherapie und Existenzanalyse sind seit 1948 als die »Dritte Wiener Schule der Psychotherapie« (nach Freuds Psychoanalyse und Adlers Individualpsychologie) weltweit bekannt. Therapie, Beratung sowie Bildung und Erziehung fließen hier zusammen und bilden eine Einheit. Im zweiten Teil folgt dann ein Fallbeispiel zum Thema Trauerarbeit auf logotherapeutischer Basis.

Franziska Meichsner, Denise Schinköthe und Gabriele Wilz:

Trauer bei Angehöringen Demenzerkrankter (Abstract)(PDF)

Was können psychotherapeutische Interventionen leisten? Eine Falldarstellung

Verlusterfahrungen und damit verbundene Trauergefühle treten bei der Pflege eines an Demenz erkrankten Angehörigen häufig auf und haben einen Einfluss auf das psychische und physische Wohlbefinden des Pflegenden. Eine 60-jährige Ehefrau eines an Demenz erkrankten Mannes konnte im Rahmen ihrer Teilnahme an einer randomisiert-kontrollierten telefonischen Interventionsstudie für pflegende Angehörige Demenzerkrankter bei der Identifikation der erfahrenen Verluste und deren Bewältigung unterstützt werden. Praxisbezogen werden Beispiele für Verluste vorgestellt und psychotherapeutische Techniken, die bei pflegebedingter Trauer eingesetzt werden können, illustriert. Auf Besonderheiten bei der Behandlung trauernder Angehöriger wird hingewiesen.

Franziska Stalder-Lüthy, Martin Grosse Holtforth, Hansjörg Znoj und Helen Hofer:

Trauerverarbeitung und Anpassung nach einem Schlaganfall (Abstract)(PDF)

Ein Schlaganfall ist einer der häufigsten Gründe für den Erwerb einer Behinderung im Erwachsenenalter. Die Anpassung an ein Leben mit dauerhaften Einschränkungen und Veränderungen in wichtigen Lebensbereichen stellt große Anforderungen an die Betroffenen. Viele Patienten entwickeln in der Folge depressive Symptome, die Teil einer Anpassungsstörung sein können. Anhand eines Fallbeispiels beschreiben wir die Anwendung einer integrativen Neuro-Psychotherapie. Integrative Neuro-Psychotherapie steht für die koordinierte Anwendung sowohl psychotherapeutischer als auch neuropsychologischer Interventionen. Ein Schwerpunkt stellt dabei eine auf die spezifischen Themen von Patienten nach einem Schlaganfall zugeschnittene Trauerarbeit, welche Betroffene in ihrem Anpassungsprozess an ein Leben mit Einschränkungen unterstützen soll.

Cognitive-behavioral therapy for prolonged grief (English Abstract)

Cognitive behavior approaches were developed for treating prolonged grief disorder where mourners suffer intensive pain of separation and traumatic pain. In this article, a cognitive-behavioral concept of prolonged grief disorder will be depicted, therapeutic strategies of treatment will be outlined and exemplified with a case study, and efficacy studies will be presented. Three core processes play a major role concerning the emergence and maintenance of the symptoms: insufficient integration of the separation in the autobiographical memory, negative global convictions and misinterpretations as well as anxious and depressive avoidance strategies. Three goals for treatment derive from these core processes: the loss should be elaborated and integrated in the autobiographical knowledge, problematic beliefs and misinterpretations should be identified and altered, and anxious and depressive avoidance strategies should be reduced while helpful coping strategies should be established. The most important methods of treatment are the exposition therapy in sensu, cognitive restructuring and behavioral activation. Methods from creative, interpersonal, systemic and Gestalt therapy are integrated, and an internetbased cognitive behavior therapy for prolonged grief will be presented.

Hypnosystemic Grief Support (English Abstract)

A new approach in grief work

Up until now, approaches to grief are focussing on saying farewell. In contrast to this, an approach to grief will be presented which allows an inner relationship with the deceased. This is especially important for the mourning process of older people. This understanding of grief is based on hypno-therapeutical and systemic approaches which will be integrated into a hypno-systemic grief counselling. Precise steps for grief counselling will be given.

Grief as a way of not becoming depressed after losses (English Abstract)

Grief and depression are reactions in order to cope with loss. While depression is characterized by an impoverishment of the ego, grief brings about a hurtful mood and a reduced interest in the outside world. The thought of the lost object has priority. Grief is described as a process which creates the lost object of affection in its mental existence within the mourner. In depression, remembrance of the object is not existent; it becomes part of the ego (Freud 1916) and becomes noticeable in inner dialogues of a degradation of the ego. In grief counseling, especially when a complicated grief as a mixture of grief and depression has appeared, it is important that the mourner remembers and relives similarities with the lost object. Ambivalent feelings and being sad about losing affection and support should be discussed.

Logotherapeutic Mourning Work (English Abstract)

The first part of this article depicts the central ideas of Logotherapy and Existential Analysis of Viktor E. Frankl (1905–1997). Since 1948, Logotherapy and Existential Analysis have been globally known as the »Third Viennese School of Psychotherapy« (following Freud’s Psychoanalysis and Adler’s Individual Psychology). Therapy, counseling as well as education converge and create a unity. The second part deals with a case study focusing on grief work on a logotherapeutic basis.

Grief in relatives of dementia patients (English Abstract)

What can psychotherapeutic interventions achieve? A case presentation

Dementia caregivers often experience severe grief that has an adverse impact on their mental and physical well-being. During her participation in a randomized-controlled trial for dementia caregivers, a 60-year-old caregiving wife was supported in identifying losses and managing her grief reactions. This article presents examples of losses experienced by caregivers and illustrates suitable intervention strategies. Distinctive aspects in the treatment of grieving caregivers are summarized.

Grief processing and adjustment after stroke (English Abstract)

A stroke is one of the most common causes of a disability acquired during adulthood. The adjustment to permanent impairment affecting important areas of life appears as a vast challenge to patients. As a consequence, patients often develop depressive symptoms, potentially meeting the criteria for the diagnosis of an adjustment disorder. The implementation of an integrative neuro-psychotherapy program, which combines psychotherapeutic and neuropsychological interventions, will be illustrated through a clinical case example. A key aspect of the therapy program is working through grief, while considering patients specific issues to foster the adjustment to living with impairment.