Übersichten zum Themenheft
“Trauer”
Cristina Flüeler und Simon Forstmeier:
Normale und prolongierte Trauer (Abstract) (PDF)
Abgrenzungen, Diagnosen und Modelle
Während jeder Verlust einer nahestehenden Person eine Phase der Trauer nach sich zieht, nimmt nur bei einem kleinen Teil der Betroffenen die Trauer in Intensität und Dauer ein pathologisches Ausmaß an. In der aktuellen Literatur wird für das pathologische Trauersyndrom der Begriff der Prolongierten Trauerstörung verwendet. In diesem Artikel wird zunächst der Unterschied zwischen einer normalen und prolongierten Trauer diskutiert und die Entwicklung von Diagnosekriterien für eine Prolongierte Trauerstörung nachgezeichnet, um schließlich die aktuell vorgeschlagenen Kriterien vorzustellen. Nach einem kurzen Abschnitt zur Epidemiologie dieser jungen Diagnose werden aktuelle Modelle zur Ätiologie einer Prolongierten Trauerstörung und ihrer Abgrenzung zu normaler Trauer skizziert. Abschließend wird diskutiert, inwiefern sich eine Prolongierte Trauerstörung von anderen etablierten Störungen wie der Depression, Posttraumatischen Belastungsstörung und Angststörungen abgrenzen lässt.
Birgit Wagner:
Wirksamkeit von Trauerinterventionen und Therapien (Abstract) (PDF)
Ein Überblick
In den letzten Jahrzehnten wurden eine Reihe von Metaanalysen für Trauerinterventionen veröffentlicht. Die wissenschaftlichen Studien belegen insgesamt keine generelle Wirksamkeit von Trauerinterventionen. Insbesondere Präventionsinterventionen und Trauertherapien, die sich an alle Trauernde ausrichten, zeigen keine Therapiewirksamkeit oder bewirken sogar einen negativen Behandlungseffekt. Allerdings scheinen Interventionen dann bessere Behandlungseffekte zu erzielen, wenn sie sich an Trauernde richten, die bereits an prolongierter Trauer leiden und kognitiv-verhaltenstherapeutische Techniken einsetzten. Schlussfolgernd kann gesagt werden, dass die meisten Menschen nach dem Verlust einer nahestehenden Person keine Präventionsangebote oder Trauertherapien benötigen.
Normal and prolonged grief (English Abstract)
Delimitations, diagnoses and models
While each loss of a close person entails a phase of mourning, grief only takes on a pathological extent concerning intensity and duration among a small part of the people involved. Contemporary literature uses the term of prolonged grief disorder when speaking about pathological grief syndrome. Initially, this article discusses the difference between normal and prolonged grief, then depicts the development of criteria for diagnosing a prolonged grief disorder in order to present the criteria which are currently suggested. A short chapter on the epidemiology of this recent diagnosis is followed by an outline of current models of the etiology of a prolonged grief disorder and its difference from normal mourning. In conclusion to what extent a prolonged grief disorder can be separated from other established disorders such as depression, post-traumatic stress disorder and anxiety disorders will be discussed.
Effectiveness of Grief Interventions and Therapies (English Abstract)
An overview
A set of meta-analyses for mourning interventions was published in the course of the past decades. The scientific studies do not confirm a general effectiveness of grief interventions. Especially preventive interventions and grief therapies which address all mourners do not prove to be effective in therapy or can even have a negative effect of treatment. Nevertheless, interventions seem to result in better effects of treatment when they address mourners who already suffer from prolonged grief and work with cognitive-behaviour-therapy techniques. In conclusion it can be stated that most people do not require prevention courses or grief therapy after the loss of a closely related person.