Übersichten zum Themenheft
“Arbeit”
Rolf Haubl:
Ruhestand in der Arbeitsgesellschaft (Abstract) (PDF)
Der Aufsatz hat zwei Teile. Der erste Teil skizziert die gesetzlichen, sozialen und ökonomischen Kontexte, die den Ruhestand objektiv rahmen. Es darf angenommen werden, dass der Eintritt in den Ruhestand eine kritische Lebensphase ist. Dies trifft vor allem auf Gesellschaften zu, in denen das Selbstwertgefühl ihrer Mitglieder von der Erwerbsarbeit und dem Geldverdienen abhängt. Im zweiten Teil des Aufsatzes werden einige interpersonelle Konstellationen zur Diskussion gestellt, die illustrieren, welche Entwicklungsaufgaben alte Menschen heute zu bewältigen haben. Generell gilt, dass soziokulturelle Stereotype des Alterns dazu beitragen, wie Männer und Frauen fühlen, denken und handeln, wenn sie alt werden. Lange Zeit stellten solche Stereotype das Alter als eine Summe von Defiziten vor. Inzwischen ist die Vorstellung positiver geworden. Nunmehr wird von alten Menschen erwartet, dass sie die letzte Phase ihres Lebens selbst aktiv gestalten. Hinzu kommt, dass sie jede Anstrengung unternehmen sollen, der Gesellschaft, in der sie leben, von Nutzen zu sein. Generativität kann allerdings nicht erzwungen werden.
Wielant Machleidt und Iris Tatjana Graef-Calliess:
Alt werden in der Fremde (Abstract) (PDF)
In der Migration bzw. Transmigration haben die in der Fremde alt gewordenen Menschen eine wichtige intergenerationale Funktion. In der Rückschau und Vorausschau auf die Generationenkette können sie Kontinuität und Kohärenz der Familie über Kulturgrenzen hinweg durch die Tradierung ihrer Sprache und ihres kulturellen Wissens unterstützen. Sie pflegen durch Erinnerung den Familienroman und suchen häufig die Orte ihrer Herkunft, des Gedenkens und der Trauer auf. Sie können die transgenerationalen Migrations- und Kulturkonflikte dadurch integrieren, dass sie die Fremdheitserfahrung bewältigt, den Migrationsprozess durchlitten und in der kulturellen Adoleszenz einen individuellen Reifungsschritt vollzogen haben, der ihnen eine größere zivilisatorische Erfahrung und Kompetenz im Vergleich zu Einheimischen verleihen kann. Diese Vorteile sind um den Preis eines besonderen und oftmals schmerzlichen Bemühens um Individuation und Identität, um den Preis von Befindlichkeitsstörungen, Einsamkeit und sozialen Benachteiligungen errungen worden. Migrationsbiografien älterer Menschen zeigen sehr eindrücklich, dass die Bewältigung eines Lebenszyklus in der Fremde psychische Entwicklung bis ins hohe Alter einfordert – und inspiriert.
Retirement in the Labor Society (English Abstract)
The paper has two parts. The first part outlines the legal, social and economic contexts that objectively frame retirement. It may be assumed that retirement is a critical phase of life. This is especially true in societies where the self-esteem of its members depends on gainful employment and earning money. In the second part of the paper, some interpersonal constellations are presented for discussion, illustrating the developmental tasks old people have to cope with today. In general, sociocultural stereotypes of aging contribute to how men and women feel, think, and act when they grow old. For a long time, such stereotypes presented old age as a sum of deficits. Meanwhile, the notion has become more positive. Now, old people are expected to actively shape the last phase of their lives themselves. In addition, they are expected to make every effort to be of use to the society in which they live. Generativity, however, cannot be forced.
Growing Old in a Foreign Land (English Abstract)
In migration or transmigration, people growing old in a foreign country have an important intergenerational function. Looking back and looking forward to the generational chain, they can support continuity and coherence of the family across cultural boundaries by handing down their language and cultural knowledge. They maintain the family novel through memory and frequently seek out the places of their origin, remembrance, and mourning. They can integrate the transgenerational migration and cultural conflicts by having coped with the experience of foreignness, having suffered through the migration process, and having completed an individual maturation step in cultural adolescence that can give them greater civilizational experience and competence compared to natives. These advantages have been gained at the price of a special and often painful effort for individuation and identity, and at the price of sensitivities, loneliness, and social disadvantages. Migration biographies of older people show very impressively that coping with a life cycle in a foreign country demands - and inspires - psychological development into old age.