Übersichten zum Themenheft
“Ältere als Täter”
Silke Andermann:
Gefährlichkeit alter Menschen: ein Tabuthema? (Abstract) (PDF)
Ausgehend von der öffentlichen Berichterstattung über ältere Inhaftierte, die teilweise verharmlosend wirkt, wird der Frage nachgegangen, ob Gefährlichkeit im Alter ein Tabuthema ist. Dazu werden zunächst die objektiven Zahlen des Hellfeldes analysiert, die dafür sprechen, dass alte Menschen sowohl unterdurchschnittlich häufig als Täter als auch als Opfer von Kriminalität erfasst werden. Der Anteil der älteren Menschen an der Gefangenenpopulation ist verglichen mit ihrem Bevölkerungsanteil ebenfalls niedrig. Auch auf der Ebene des einzelnen Gefangenen bzw. des Individuums können Verharmlosungstendenzen festgestellt werden. Anhand von Fallbeispielen wird abschließend die Notwendigkeit von therapeutischen und deliktpräventiven Interventionen auch bei alten Straftätern unterstrichen.
Rolf Dieter Hirsch:
»Ehre Deine Kinder ...«
Die Not der Jüngeren mit der Gewalt von alten Menschen in der Familie (Abstract)(PDF)
Gewalt, die von alten Menschen gegen jüngere in der Familie gerichtet ist, wird derzeit – bis auf den Problembereich der Menschen mit Demenz –kaum thematisiert. Gewalt geschieht auf der personalen, strukturellen und kulturellen Ebene. Patriarchalische Strukturen und das Überinterpretieren des vierten Gebotes sind einige Faktoren, die Gewalthandlungen von alten Menschen moralisch rechtfertigen sollen. Häufigkeitsangaben sind in der Literatur bisher kaum zu finden. Dennoch sind solche Gewalthandlungen nicht selten. Oft handelt es sich um eine Pathobiose zwischen den Familienmitgliedern, die sich im Laufe der Jahre gefestigt hat. Zwischen »Täter« und »Opfer« zu unterscheiden ist nicht immer möglich und sinnvoll. Vielfältige Einwirkungen und moralische Vorstellungen führen dazu, dass sich erwachsene Kinder wenig wehren. Im Folgenden werden einige Aspekte zur Gewalt von alten Menschen gegenüber jüngeren herausgearbeitet.
Dangerousness of the elderly: a taboo topic? (English Abstract)
Based on the tendency of media publications to trivialize elderly delinquency, the question is posed, whether threatening behavior on the part of the elderly is tabooed. When analyzing well-established statistics it becomes clear, that the risk of older people becoming delinquent is seen as being below-average, as is their risk of being victimized. With regard to their proportion of the population, the number of recorded older detained persons is also below-average. In the case of individual detainees there is a tendency towards trivialization. In conclusion, some case studies will underline the need of therapeutic and preventive intervention concerning older delinquents.
"Honor your children ... "The plight of the younger with violence by the elderly in the family (English Abstract)
With the exemption of problems associated with dementia, violence perpetrated by the old members of the family against the young currently is hardly brought up. Violence can take place on a personal, structural and cultural level. Patriarchal structures and over interpretation of the fourth commandment are some of the factors to legitimize the elder’s abuse of the young. Though such actions of violence are far from infrequent, incidence data still is rare to be found. Often the abuse arises from a parthobiosis between family members and has been reinforcing itself over the years. Not always it is possible or even reasonable to distinguish between the »victim« and the »delinquent«. A multitude of influences and moral values tend to prevent grown up children to strike back. The article seeks to analyze some of the aspects of the elder’s abuse of the young.