Übersichten zum Themenheft
“Vergessen”
Rolf D. Hirsch:
»Man kennt nur die Dinge, die man zähmt« Begreifen wir den Demenzprozess?(Abstract) (PDF)
»›Papa, weißt du überhaupt wer ich bin?‹ Die Frage machte ihn verlegen, er wandte sich zu Katharina und sagte scherzend mit einer Handbewegung in meine Richtung: ›Als ob das so interessant wäre.‹«
(Geiger 2015,74)
Demenz ist ein Sammelbegriff verschiedenster Erkrankungen. Dieser wird allerdings im DSM-5 und auch im künftigen ICD-11 nicht mehr verwendet. Neu eingeführt wird stattdessen die Bezeichnung »neurokognitive Störungen«, die auf explizit definierten kognitiven Domänen basieren. Der Begriff Demenz ist entsprechend dem ICD-10 noch gültig, weit verbreitet und wird noch längere Zeit angewandt werden; dementsprechend auch in diesem Beitrag. Die häufigste Form ist die Alzheimer-Demenz (AD), die im Fokus des Beitrags steht. Zunehmend differenziertere Kenntnisse gibt es über die Pathologie, insbesondere über neurobiologische Vorgänge der AD, während die Ätiologie noch weitgehend unbekannt ist. AD kann durch ein monokausales Krankheitsmodell nicht erklärt werden; sie wird als ein multifaktorielles prozesshaftes Geschehen verstanden.
Die unterschiedlichen theoretischen Zugangsweisen und Konzeptionen der Psychotherapie tragen zum Verstehen eines Menschen mit AD wichtige sowie für dessen Betreuung und Behandlung förderliche Aspekte bei. Für die immer noch eher medizinisch ausgerichtete Gerontopsychiatrie ist der Blickwinkel der Psychotherapie eine notwendige Bereicherung; nicht nur zum besseren Verstehen eines Menschen mit AD und einer adäquaten Zugangsweise zu ihm, sondern auch zur Unterstützung von Angehörigen.
Susanne Wilfarth:
Wer oder was kann helfen, wenn der Patient vergessen hat, was hilft? (Abstract) (PDF)
Oder: Eine psychotherapeutisches Plädoyer zur Behandlung Demenzkranker im (geriatrischen) Krankenhaus
Die Zahl der Demenzkranken in Krankenhäusern nimmt zu. Die meisten Demenzkranken leiden unter nicht-kognitiven Begleitsymptomen, die auch psychotherapeutisch behandelbar sind. Die diesbezügliche Arbeit erfordert eine Anpassung der psychotherapeutischen Maßnahmen an das spezielle Krankheitsbild. Förderliche Behandlungsansätze umfassen eine differenzierte neuropsychologische Diagnostik, Zukunftsplanung mit dem Patienten unter Einbeziehung der Angehörigen sowie Schulung des Klinikpersonals inkl. Laienhelfer.
"You only know the things you tame" Do we understand the dementia process?(English Abstract)
»Dementia« serves as a general heading for a variety of diseases. It is no longer included in DSM-5 and the forthcoming ICD-11. It will be replaced by the term »neurocognitive disorders«, which refers explicitly to cognitive domains. However, according to ICD-10 the term »dementia« is still valid and will be around for quite some time, hence it is used in this text. The text focuses on Alzheimer’s Disease (AD) as the most prevalent form.
Who or what can help when the patient has forgotten what helps? (English Abstract)
Or: A psychotherapeutic plea for the treatment of dementia patients in (geriatric) hospitals
The number of patients in hospitals with dementia is increasing. Most patients with dementia are suffering from non-cognitive symptoms, which can also be treated psychotherapeutically. Such work requires psychotherapeutic care to be adapted to suit this specific condition. An effective therapy includes a differentiated neuropsychological diagnostic; the patient’s future should be planned together with the patient and his/her family, and the staff and the lay helpers in the clinic must be trained carefully.