15. Jahrgang 2018,

Heft :1 Eine Institution stellt sich vor

Hans-Joachim Schmitt:

Psychosomatik Askepios Klinik Schaufling

Behandlungschancen auch für höheraltrige Patienten

Vorstellung der Klinik

Die Asklepios-Klinik Schaufling, bei Deggendorf am Rande des Bayrischen Walds gelegen, bietet einen herrlichen Ausblick bis in die Alpen. Die Psychosomatik ist eingebettet in den Kontext einer Rehabilitationsklinik mit vier weiteren Fachgebieten: Neurologie, Orthopädie, Geriatrie und Kardiologie. Bestimmt durch das Leitbild der Klinik, das sich an Qualität, Innovation und sozialer Verantwortung orientiert, steht der Rehabilitationsprozess auf den Säulen des bio-psycho-sozialen Modells der Internationalen Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (Frommelt u. Grötzbach 2007), den Empfehlungen der medizinischen Leitlinien der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) und den Vorgaben der Deutschen Rentenversicherung (Evidenz basierte Therapiemodule). Berücksichtigung finden die Kontext-Faktoren, die den Blick der Rehabilitation über den Klinik-Aufenthalt hinaus auf die Nachsorge bzw. Wiedereingliederung richten.
   Dies führt mit anderen Qualitätsmerkmalen, wie der Zertifizierung, dazu, dass die Asklepios Klinik Schaufling in der Qualitätsbeurteilung der Deutschen Rentenversicherung zu den besten Rehabilitations-Kliniken in Deutschland zählt.

Die Abteilung für psychosomatische Rehabilitation

Die 30 Betten umfassende, behindertengerecht ausgestattete Abteilung für psychosomatische Rehabilitation ist sowohl für die Diagnostik als auch für die Behandlung von Patienten mit psychosomatischen Erkrankungen spezialisiert. Das Behandlungskonzept, fokussiert auf Psychotherapie, integriert verschiedene Behandlungsmethoden und ist medizinisch und beruflich rehabilitativ orientiert.
   Behandelt werden Patienten mit Somatisierungsstörungen, affektiven Störungen, Angst- und Anpassungsstörungen sowie Traumastörungen.
   Das Behandlungsangebot umfasst: Training der sozialen Kompetenz, Edukation in Themengruppen zu Schmerz, Schlaf, Depression, Angst, Trauma und Alter, EMDR, psychodynamisch imaginative Traumatherapie, enaktive Traumatherapie, psychodynamisch interaktive Gesprächsgruppe, Psychodrama, Kunsttherapie, Tanz-Therapie, Entspannungstraining (PME und Autogenes Training), Meditation, Biofeedbacktraining, Wahrnehmungstraining, Stressbewältigungstraining, Yoga, Qi Gong und Tai Chi.
   Das stationäre Setting vermittelt neben der Tagesstruktur eine hohe Therapiedichte, Raum zur Entfaltung (Therapeutisches Milieu), Möglichkeit zu interpersonellen Beziehungen sowie zu spontaner, aktiver und gesundheitsorientierter Freizeitgestaltung.
   Vor dem Hintergrund eines tiefenpsychologisch psychodynamisch orientierten Therapieansatzes (Rudolf u. Henningsen 2003) verfolgt die Abteilung das Ziel der Stärkung von Ressourcen, der Verbesserung des Strukturniveaus, die Bearbeitung von Konflikten und die Entwicklung von Handlungskompetenzen zur Lebensgestaltung.

Schwerpunkt ältere Patienten

Der Schwerpunkt der Behandlung von Menschen in Altersrente wurde als integrierter Teil der Abteilung konzipiert. Die in der Klinik vorhandenen medizinischen Behandlungsmöglichkeiten erlauben es, multimorbide Patienten aufzunehmen. Die integrative Zielsetzung der Psychosomatik und die ganzheitliche Behandlungsweise von Patienten mit komplexen Störungsbildern, das heißt multimorbid sowie erheblich psychisch und häufig auch sozial belastet, kann im Kontext der fünf Fachgebiete umfassenden Klinik dank inter- und transdisziplinärer Zusammenarbeit sichergestellt werden. Die durchschnittliche Behandlungsdauer für die Gruppe der über 70-Jährigen beträgt in der Abteilung 32 Tage. Rehabilitationsanträge werden durch die GKV zunächst einmal für 19 bis 21 Tage genehmigt, Verlängerung ist bei begründetem Bedarf möglich.
   Unter Berücksichtigung der Ergebnisse der Lebensrückblicktherapie bzw. des Lebensherausforderungsinterviews (Maercker u. Forstmeier 2013) und nach Bewertung eigener Ergebnisse aus inhomogenen Altersgruppen (Peters et al. 2018) erhalten künftig über 68-Jährige ein aus Einzeltherapie, interaktiver Gruppe, Kunst- und Körpertherapie, indikativ-edukativer Themengruppe und Sozialberatung zusammengesetztes, altershomogenes, strukturiertes Therapieprogramm. Basierend auf dem positiven Lebensrückblicksinterview sowie dem Herausforderungsinterview in den Einzelsitzungen, werden individuelle Stärken bzw. Ressourcen herausgearbeitet und in der Folge dann in den Gruppen verstärkt, wodurch Selbstwert und Selbstwirksamkeit gestärkt werden. Aktuelle Herausforderungen werden ressourcen- und lösungsorientiert integriert.

Memory-Demenz-Programm

Ein spezifisches, innovatives Angebot bietet die Psychosomatik in Zusammenarbeit mit der Neurologie an. Es richtet sich an leicht bis mittelschwer an Demenz Erkrankte und ihre Angehörigen. Zur Bewältigung der Lebensveränderungen bei Betroffenen und ihren Familien wird in der Klinik ein 3-wöchiges kombiniertes Behandlungsprogramm angeboten. Das Ziel des Programms besteht darin, Menschen mit Demenz zur Stabilisierung in ihrem Krankheitsverlauf zu verhelfen, ihnen Selbstsicherheit zu vermitteln und ihre Ressourcen zu aktivieren. Ihren pflegenden Angehörigen wird Raum zur Regeneration gegeben, das Bewusstsein für Selbstfürsorge und Inanspruchnahme von Hilfe wird geschärft, die Demenz in ihrer Vielfältigkeit und mit ihren Folgen verständlich gemacht, und es werden umfassend Hilfen im Umgang mit der Erkrankung vermittelt.

Kooperationen

Die Psychosomatik betreut neben Kliniken auch Unternehmen im Umland mit Clearing-Sprechstunden. Die »Gerontopsychosomatik« wird nicht zuletzt dank der Kooperation mit dem Institut für Alterspsychotherapie und Angewandte Gerontologie (Prof. Dr. Peters) sowie dem Lehrstuhl für Entwicklungspsychologie der Universität Siegen (Prof. Dr. Forstmeier) weiter ausgebaut.

Literatur

Frommelt P, Grötzbach H (2007) Die ICF und das Modell einer kontextsensitiven Neurorehabilitation. Praxis Klinische Verhaltensmedizin und Rehabilitation 78: 210–216.
Maercker A, Forstmeier S (2013) Der Lebensrückblick in Therapie und Beratung. Heidelberg (Springer).
Forstmeier S, Köberl AM, Schmitt HJ, Wendisch G, Zimmermann S, Peters M (2018) Ergebnisse zur Psychosomatischen Rehabilitation über 70-jähriger Patienten. In diesem Heft.
Rudolf G, Henningsen P (2003) Die psychotherapeutische Behandlung somatoformer Störungen. Z Psychosom Med Psychother 49: 3–19.

Der Autor

Hans-Joachim Schmitt, Jg. 1959, Dr. med., nach Medizinstudium Tätigkeit in Universitäts- und Fachkliniken, Facharzt für Physikalische Medizin und Rehabilitation, Spezielle Schmerztherapie, Facharzt für Psychotherapeutische Medizin und Psychotherapie, seit 2012 Chefarzt der Abteilung für Psychosomatische Rehabilitation der Asklepios Klinik Schaufling.