Eike Hinze & Bertram von der Stein:

Crossen 2017 reloaded
Assoziationen und Reflexionen zum Besuch eines Psychoanalytikers in der alten Heimat (Abstract) (
PDF)

Eike Hinze (Jahrgang 1940) und Bertram von der Stein (Jahrgang 1958) berichten über einen gemeinsamen Besuch in Crossen an der Oder (jetzt Krosno Odrzańskie), Eike Hinzes Geburtsort. Dabei werden eigene Eindrücke einerseits aus der Perspektive eines sogenannten Kriegskindes, andererseits aus der Perspektive eines sogenannten Kriegsenkels reflektiert, und es wird eine konzeptuelle psychoanalytische Einordnung versucht.

Anita Eckstaedt:

Schreckensbilder (Abstract) (PDF)

Die Eltern einer früheren Patientin hatten als Kinder vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs eine dramatische Situation erlebt: Sie mussten zusehen, wie nach der Besetzung durch die russische Armee alle Männer ihres Dorfes der Reihe nach erschossen wurden, unter ihnen ihr Großvater. Atmosphärisch stand dieses Bild später im Zuhause der Patientin. Geprägt durch dieses Schreckensbild verliefen ihre Beziehungen zu Männern tragisch. Am Ende des zweiten Erstgesprächs konnte die in diesem Schreckensbild enthaltene Dramatik erste Klärung finden. Bei derartigen Kriegstraumatisierungen geht es nicht um singuläre Traumata, sondern wesentlich komplexer ebenso um die Folgen wie auch die transgenerativen Auswirkungen auf das gesamte spätere Umfeld. Daher kommt dem Phänomen eines Schreckensbildes diagnostischer Stellenwert für eine Traumatisierung zu.

Dani Kranz:

Vom Ort des Traumas zum Ort der Sehnsüchte
Anthropologische Beobachtungen zur intergenerativen Tradierung vonTrauma und Deutschsein unter Jeckes in Israel (Abstract) (
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Die Schoah und ihre Spätfolgen sind in Israel ebenso in der Gesellschaftsstruktur verwoben wie in Deutschland. Das Deutschsein von in Israel lebenden Juden – Jeckes – stellte im historischen Sinne einen Konflikt mit der israelischen Umwelt dar, da alles, was mit Deutschland zusammenhing, negativ belegt war. Im Zeitverlauf wandelte sich das Bild Deutschlands, und auch Jeckes reevaluierten ihr Deutschsein. Unterstützt von Soft-Diplomacy-Maßnahmen der Bundesrepublik wurde Deutschland interessant für Israelis aller Couleur, was sich auch in der Migration junger Israelis nach Deutschland und besonders nach Berlin widerspiegelt. Vor allem Berlin wurde von einem Ort des Traumas zu einem Ort der Sehnsucht. Das Berlin der Gegenwart hat in der Imagination vieler Israelis mehr mit den wilden 1920er Jahren und Avantgarde zu tun als mit der Schoah. Dennoch wurden die Schoah und ihre Spätfolgen in der Feldforschung mit israelischen Migranten immer wieder thematisiert, wenn auch mitunter kodiert und mit dem überraschten Eingeständnis, dass man damit nicht mehr gerechnet habe. Dieser Beitrag geht der Tradierung von Traumata und Jekkischkeit/Aschkenasiut über drei Generationen nach und skizziert den Bewusstwerdungsprozess von Israelis der dritten Generation in Berlin.

Stella Shcherbatova:

Schicksale sowjetischer Juden durch Vertreibung, Verfolgung und Holocaust (Abstract) (PDF)

Die Autorin verdeutlicht die vielschichtigen Verfolgungsaspekte von Juden aus der ehemaligen Sowjetunion. Die Unterdrückung und Verfolgung von Juden wurde in der Zarenzeit, in den 1930er Jahren, nach und im Holocaust bis nach der Perestroika fortgesetzt und ist nie zum Stillstand gekommen.

Crossen 2017 reloaded
Associations and reflections on the visit of a psychoanalyst in the old home (English Abstract)


Eike Hinze (born 1940) and Bertram von der Stein (born 1958) visit Crossen an der Oder (now Krosno Odrzańskie) together, Eike’s birthplace. They reflect on their impressions, on the one hand from the perspective of a so-called war-child and on the other hand from the perspective of a so-called war-grandchild. They try to conceptually integrate their thoughts and impressions.

Images of Horror (English Abstract)

At the end or WW II, when the parents of a former patient were still children, they had to witness a highly dramatic event: After the occupation the Soviet army shot all the men in the village – among them her parents’ grandfathers. Later, this visualized memory was to linger in the atmosphere of the patient’s home. Still haunted by this image of horror, she failed to establish a single relationship with men that didn’t end tragically. At the end of the second interview the patient was able to understand the dramatic impact of this image of horror. Traumatization through war experiences tends to be highly complex and has to be understood in the context of trauma sequelae and in its effects on the next generations. Thus, the phenomenon of an image of horror plays an important role within the process of diagnosing traumatization.

From the Place of Trauma to the Place of Desire
Anthropological Observations on the Intergenerational Transmission of Trauma and Germanness among Jeckes in Israel (English Abstract)

The Shoah and its aftermaths form part of the texture of Israeli and German societies. Historically, the Germanness of Jews – Yekkes – in Israel constituted a conflict with the surrounding society as all things German carried a negative connotation. Yet over time the image of Germany changed considerably and Yekkes re-evaluated their Germanness. By way of soft diplomacy endeavors of the Federal Republic and a wide array of exchange programs, Germany became a country of interest across various segments of Israeli society. Young Israelis migrated to Germany and to Berlin in particular. Berlin was reinterpreted and shifted from a place of trauma to a place of yearning. In parts of the Israeli imagination, the Berlin of the present is related to in terms of the wild 1920s and avant-garde, and increasingly removed from the Shoah. Yet the Shoah came up in coded or direct fashion in fieldwork among Israeli migrants, for a number of these migrants surprisingly so. The focus of this article lies on the transmission of the double helix »trauma and Yekkishkeit/Ashkenaziut« across three generations. It sketches out issues of arriving and being in Berlin of third generation Israelis.

Fates of Soviet Jews through Expulsion, Persecution and the Holocaust (English Abstract)

Without relativizing Germany’s guilt and responsibility for the Shoah, the author describes the prosecution and discrimination of Jews in Russia, beginning in the era of the tsars, continuing during the era of Stalin up to the times after Pere--shy--stroika.