Anna Wanka:

Vom Eingebundensein und Sich-Zurückziehen (Abstract) (PDF)

Der Alltag älterer Menschen

Die Untersuchung des Alltags im Allgemeinen ist seit jeher ein Kerngebiet der Sozialwissenschaften. Dieser Beitrag will erkunden, wie der Alltag im Alter strukturiert und organisiert wird. Dabei wird vier Fragestellungen nachgegangen: Welche Erwartungen bestehen hinsichtlich der Alltagsgestaltung im Alter? Welchen Alltagsaktivitäten gehen ältere Menschen nach? Welche Rolle spielen dabei soziale Ungleichheiten? Welche Potenziale und Barrieren für soziale Eingebundenheit ergeben sich daraus? Wir leben heute in einer Gesellschaft, die auch im sogenannten »Ruhestand« Aktivität und Produktivität verlangt. Empirische Studien zeigen dabei erstens, dass ältere Menschen heute tatsächlich stark in gesellschaftliche (Re-)Produktionszusammenhänge eingebunden sind. Der Strukturwandel des Alters führt also auch zu einem Strukturwandel des Alltags im Alter. Zweitens ist der Alltag im Alter aber auch stärker als in jüngeren Jahren von Rückzug in die eigenen vier Wände und Alleinsein geprägt. Und drittens unterscheidet sich die Alltagsgestaltung im Alter stark nach sozialer Lebenslage. Es lassen sich damit differenzielle Aktivitäts- und Rückzugsmuster in verschiedenen Lebensbereichen und bei verschiedenen Gruppen älterer Menschen finden, die Potenziale und Barrieren für die soziale Eingebundenheit im Alter bergen.

Josefine Heusinger:

Alltag mit Pflegebedarf (Abstract) (PDF)

Pflegebedürftigkeit im Alter verändert den Alltag in vielfältiger Weise: Angefangen mit dem »Stempel«, den die Bestätigung des Medizinischen Dienstes den Pflegebedürftigen aufdrückt, über die Umbauten in den Wohnungen, die Beziehungen zu anderen (helfenden) Menschen bis hin zu und dem Eindringen Fremder in intimste Bereiche. Aus der Beeinträchtigung von Selbstständigkeit und Unabhängigkeit entsteht leicht eine Beschränkung der Selbstbestimmung. Vieles hängt von den verfügbaren Ressourcen ab: Hilfreiche soziale Beziehungen, Geld, Zugang zu Beratung und Informationen über Möglichkeiten und Rechte. Gestützt auf empirische Befunde aus verschiedenen Untersuchungen der vergangenen Jahre wird skizziert, wovon der Alltag mit Pflegebedarf geprägt ist, wie welche Ressourcen, aber auch Restriktionen die Bewältigungs- und Selbstbestimmungschancen beeinflussen. Beispielhaft wird gezeigt, wie bedeutsam neben persönlichen und familiären die gesellschaftlichen Bedingungen für Entscheidungen rund um häusliche Pflegearrangements sind.

Übersichten zum Themenheft
“Im Alltag bestehen”

On being integrated and withdrawing (EnglishAbstract)

The everyday life of older people

Researching the everyday life has been one of the core subjects of sociol--shy--ogical enquiry. This paper follows the question how the everyday is structured and organized in later life. It addresses four questions: What are the norms and expectations on living everyday life in older age? How do older adults actually organize and structure their everyday lives? Which role do social inequalities play in this process? Which potentials and barriers to social integration arise from this? We are today living in a society that demands activity and productivity even in retirement. Empirical studies show, first, that older adults are in fact strongly involved in social production and reproduction. The structural change of ageing, hence, also leads to a structural change in everyday lives of older people. Second, however, later life is also characterized by withdrawal into one’s own home and being alone more than earlier stages of life. Third, the structuration of everyday life in older age is strongly shaped by the social position one occupies. Consequently, we find differential patterns of activity and withdrawal in different dimensions of life and for different groups of older adults, entailing different potentials and barriers for social integration in later life.


Everyday life with care needs (English Abstract)

The point where an older person first requires visiting nursing care is associated with a spectrum of changes in everyday life: from the »label« conferred by the assessment agency and physical adaptations within the home to shifts in relationships (including with helpers) and the intrusion of strangers into realms of great intimacy. Constraints on independence and self-sufficiency can quickly shrink the radius of self-determination. The scope of available resources is a crucial aspect: positive social relationships, money, access to advice and information concerning rights and opportunities. The contribution draws on findings from the author’s recent research to outline the factors that characterise daily life for this group, and shows how both resources and restrictions influence the possibilities for coping and self-determination. Examples illustrate the importance of societal conditions – alongside the personal and family spheres – for decisions associated with home-based care arrangements.