Übersichten zum Themenheft
“Künstlerische Therapien”

Peter Sinapius:

Der therapeutische Blick (Abstract) (PDF)

Anthropologische und ästhetische Aspekte der therapeutischen Beziehung

In der Gesundheitsversorgung spielt der Begriff »Krankheitsbild« eine Rolle, der eine Symptomatik in eine statistisch darstellbare Größe überführt. In der therapeutischen Praxis – wie z.B. in der humanistischen Psychologie – spielt darüber hinaus das »Menschenbild« eine Rolle, das einen entscheidenden Einfluss hat auf die therapeutische Beziehung und das individuelle Bild, das der Therapeut vom Patienten gewinnt. Rezeptionsästhetisch lässt sich der Begriff »Bild«, der hier in unterschiedlicher Weise Verwendung findet, differenziert beschreiben und mit ihm anthropologische und ästhetische Aspekte der therapeutischen Beziehung. Die Art und Weise der Wahrnehmung, mit der der Therapeut dem Patienten begegnet, bringt dabei nicht nur etwas über ihn in Erfahrung, sondern zeigt sich auch als aktive Geste, die Wirklichkeit neu konstituiert. Diese Wahrnehmung zeigt sich insbesondere da als relevant, wo sie auf ein Gegenüber trifft, das – wie z.B. Menschen im hohen Alter – aus einer pathologischen Perspektive in erster Linie an seinem Unvermögen oder seinen Defiziten gemessen wird.

Rosemarie Tüpker:

Künstlerische Therapien als Psychotherapie im Alter (Abstract) (PDF)

Der Artikel stellt die Bedeutung der Künstlerischen Therapien als Psychotherapie im Alter vor. Die Voraussetzungen liegen dabei in einem psychologischen und sozialen Verständnis der Künste für den Umgang mit den spezifischen Herausforderungen des Alterns und in einem erweiterten Verständnis der Formen und Aufgaben von Psychotherapie. Angeschnitten werden auch die Möglichkeiten der Künstlerischen Therapien, speziell der Musiktherapie, bei Beeinträchtigungen wie den demenziellen Erkrankungen.

Sabine C. Koch:

Das Leibgedächtnis bleibt bei Demenz erhalten (Abstract) (PDF)

Der Artikel zeigt auf, wie das Leibgedächtnis definiert ist und es in der Demenz erhalten bleibt. Er stellt Bezüge zu Künstlerischen Therapien, insbesondere zur Tanztherapie, her und zeigt, wie in dieser Arbeit Fähigkeiten des intakten Leibgedächtnisses genutzt werden können, um positiven Affekt und kreative Ressourcen zu stimulieren. Auf der Leibebene kann selbst in der Demenz noch ein Aufbau und Lernen stattfinden. Es wird eine Einführung in die Theorie des Leibgedächtnisses und Einblicke in tanztherapeutische Praxis gegeben. Schließlich wird ein Angehörigenmanual vorgestellt, in dem betroffene Angehörige lernen, auf Körper zu vertrauen und auf der nonverbalen Ebene klar zu kommunizieren, mit dem Ziel, für die Betroffenen wie für sich selbst die Lebensqualität.

The Therapeutic View (English Abstract)

Anthropological and aesthetic aspects of the therapeutic relationship

In health care, the term »clinical picture« transforms a symptomatology into a statistically representable quantity. Within therapeutic practice – e.g. in humanistic psychology – the concept of »human image« has a decisive influence on the therapeutic relationship and the individual image that the therapist gains from the patient. In visual studies, the term »image« is variously denominated regarding anthropological and aesthetic aspects within the therapeutic relationship. Thus, how a therapist perceives and approaches his or her patient not only reveals something about the therapist, but also presents itself as an active gesture that constitutes reality. This perception mode is especially relevant for patients who are regarded from a pathological perspective and judged by their disabilities and deficits, e.g. elderly persons.

Artistic Therapies as Psychotherapy in Old Age (English Abstract)

The article presents the importance of arts therapies as psychotherapy in old age. The prerequisites lie in a psychological and social understanding of the arts for dealing with the specific challenges of aging and in an expanded understanding of the forms and tasks of psychotherapy. The possibilities of arts therapies, especially of music therapy, are also shown in the case of dementia diseases.

Body memory is preserved in dementia (English Abstract)

This article introduces the concept of body memory and shows how body memory remains intact in dementia. Even learning and growth is possible on this basis. Dance movement therapy works with body memory and employs its intact functioning for the increase of positive affect and well-being, the building of nonverbal skills, and art-making as a resource. We provide an overview on body memory and insights into the practice of dance movement therapy. Finally, we introduce a new manual for carers of dementia patients to increase trust in the body, and to practice a clear nonverbal communication, with the goal of increasing the quality of life for patients as well as for carers.