Anwendungsbezogene empirische Arbeiten zum Themenheft
“Autonomie und Technik”

Laura Schmidt & Hans-Werner Wahl:

Ältere Menschen im Umgang mit Alltagstechnik: Kann Bildung erwartbare Unterschiede zwischen Menschen mit und ohne leichte kognitive Beeinträchtigung ausgleichen?(Abstract) (PDF)

Der kompetente und zielgerichtete Umgang mit Alltagstechnik ist von wachsender Bedeutung für Lebensqualität, Autonomie, Wohlbefinden, Sicherheit und Teilhabe im höheren Alter. Menschen mit leichter kognitiver Beeinträchtigung (MCI) haben ein höheres Risiko, ihre Unabhängigkeit zu verlieren, werden jedoch selten in Studien zur Technikperformanz eingeschlossen. In dieser Arbeit betrachten wir die Rolle des Bildungsniveaus für die Handhabung von Alltagstechnik bei Menschen mit und ohne MCI (Gesamtes N = 80, MW = 73 Jahre). Die kognitiv unbeeinträchtigten Personen (N = 41) und die Personen mit MCI-Diagnose (N = 39) waren hinsichtlich Alter, Geschlecht und Bildung vergleichbar. Die Technikperformanz wurde anhand dreier Geräte (Blutdruckmessgerät, Mobiltelefon und E-Book-Reader) untersucht und durch Videoaufzeichnungen objektiviert. Etablierte kognitive Testbatterien und Skalen zu sozial-kognitiven Variablen (z.B. Selbstwirksamkeit) wurden eingesetzt. Wie erwartet schnitten Probanden mit MCI mit Blick auf die Technikperformanz (Effizienz und Fehlerzahl) schlechter ab als kognitiv Gesunde, es zeigte sich jedoch ein Interaktionseffekt mit größeren Differenzen bei komplexeren Aufgaben. Innerhalb der MCI-Gruppe konnte ein größerer Varianzanteil durch das Bildungsniveau und dessen Interaktion mit kognitiven Faktoren erklärt werden. Die Ergebnisse legen nahe, dass beim Vorliegen einer kognitiven Beeinträchtigung eine höhere Bildung eine bedeutsame Reservekapazität darstellen kann, die insbesondere bei MCI-Schwierigkeiten in der Techniknutzung abmildert.

Cornelia Kricheldorff & Lucia Tonello:

Werteorientierung im Kontext von Techniknutzung im Alter am Beispiel des Dialoginstruments IDA (Abstract) (PDF)

Der überwiegende Wunsch nach einer möglichst langen selbstständigen Lebensführung in der gewohnten Umgebung bis ins hohe Alter, bei einem gleichzeitigen Rückgang des familiären Pflege- und Unterstützungspotenzials, ist vielfach verbunden mit Erwartungen an technische Assistenzsysteme und Hilfsmittel zur Sicherung der individuellen Autonomie. Mit der Techniknutzung zur Sicherung der Selbstständigkeit und Autonomie sind allerdings Risiken verbunden, die sich auf Fragen des Datenschutzes, der Wahrung der Privatsphäre und der Achtung von ethischen Aspekten beziehen.
   In diesem Beitrag wird der damit notwendige Wertediskurs am Beispiel des Interdisziplinären Dialoginstruments zum Technikeinsatz im Alter (IDA) exemplarisch skizziert und diskutiert. IDA ist zusammen mit einem Manual zur direkten Anwendung in der Praxis entwickelt worden.

Older people in dealing with everyday technology: can education compensate for expected differences between people with and without mild cognitive impairment?(English Abstract)

The competent and purposeful use of everyday technology is of increasing importance for quality of life, autonomy, well-being, safety and participation in old age. People with mild cognitive impairment (MCI) are at higher risk of losing independence, but are rarely included in studies of technology performance. In this paper, we consider the role of educational level on everyday technology manipulation in people with and without MCI (total N = 80, MW = 73 years). Cognitively unimpaired individuals (N = 41) and individuals diagnosed with MCI (N = 39) were comparable in age, gender, and education. Technology performance was assessed using three devices (blood pressure monitor, cell phone, and e-book reader) and objectified by video recordings. Established cognitive test batteries and scales on social-cognitive variables (e.g., self-efficacy) were used. As expected, subjects with MCI performed worse than cognitively healthy subjects with respect to technique performance (efficiency and number of errors), but there was an interaction effect with larger differences on more complex tasks. Within the MCI group, a larger proportion of variance could be explained by educational level and its interaction with cognitive factors. The results suggest that in the presence of cognitive impairment, higher education may represent a significant reserve capacity that mitigates technology use difficulties, especially in MCI.



Value orientation in the context of technology use in old age using the IDA dialogue instrument as an example (English Abstract)

The predominant desire for the longest possible independent living in the familiar environment into old age, with a simultaneous decline in the family care and support potential, is often associated with expectations of technical assistance systems and tools to secure individual autonomy. However, the use of technology to ensure independence and autonomy involves risks that relate to privacy issues, privacy and respect for ethical issues.