Die »Jungen« eröffnen den Dialog zum Themenheft
“Altern — Befürchtungen und Hoffnungen im Dialog zwischen Jung und Alt ”
Reinhard Lindner & Studierende des Instituts für Sozialwesen der Universität Kassel:
»Wenn ich einmal alt bin ...« Studentische (Selbst-)Reflexion über das Alter und die Alten (Abstract) (PDF)
Altersbilder sind gesellschaftliche Konstrukte, die zum einen sehr persönliche Zuflüsse haben, zum anderen aber starke, das gesamte soziale Gefüge unserer Gesellschaft beeinflussende Folgen. Junge und Alte sind ihnen ausgesetzt und prägen sie zugleich. Dies macht es notwendig, Reflexionsräume zu eröffnen, die über einen intellektuellen Wissenserwerb und über den gedanklich-bewussten Austausch hinaus die Möglichkeit eröffnen, persönliche Haltungen, Ahnungen und Vorbewusst-Konflikthaftes zu kommunizieren und zu reflektieren. Deshalb wurden in einem Seminar für Bachelorstudierende der Sozialen Arbeit zwei selbsterfahrungsbasierte Gesprächsrunden zum Thema »Wenn ich alt bin« und »Ich und die Alten« durchgeführt; diese wurden protokolliert und mit einer an die Grounded Theory angelehnten Methode analysiert. Drei Themenkomplexe konnten identifiziert werden: (1) Was macht uns Angst? (2) Wie stelle ich mich mir selbst vor, wenn ich alt bin? (3) Tod und Sterben. Diese Themen wurden ausdifferenziert und in Anlehnung an den von Luhmann geprägten Begriff des Vertrauens als riskanter Vorleistung zur Reduktion gesellschaftlicher Komplexität diskutiert.
Andju Sara Labuhn & Lisa Kallenbach-Kaminski:
Übertragen, ertragen, beitragen – Wenn Generationen sich in der Ausbildung begegnen. Überlegungen aus Sicht zweier Kandidatinnen (Abstract)(PDF)
Im vorliegenden Beitrag setzen sich die Autorinnen mit den Generationenbeziehungen in der psychoanalytischen Ausbildung auseinander und fokussieren dabei verschiedene Dynamiken und Herausforderungen innerhalb und zwischen den Generationen. Dabei ist die Beobachtung bedeutsam, dass sich das Verhältnis der Generationen in der Ausbildung in den letzten Jahren verschoben zu haben scheint hin zu einem größeren Altersunterschied zwischen den Akteur*innen. Wie beeinflusst dies möglicherweise die einzelnen Beziehungen – zwischen Lehranalytiker*in und Lehranalysand*in oder Supervisor*in und Supervisand*in? Neben möglichen Kränkungen, Spannungen und Widerständen lassen sich auch Chancen und Beispiele für gelungene Generativität und gemeinsames Wachstum beobachten. Anhand der Darstellung von Szenen aus der Ausbildung möchten die Autorinnen die Herausforderungen des Analytiker*inwerdens im Spannungsverhältnis der Generationen anschaulich machen.
Irmgard Dettbarn:
»Ich bin nicht die Oma fürs Gröbste«. Großmutter, ich erzähle dir deine Geschichte. (Abstract) (PDF)
Perlen in ihrer Hand, ein Prosatext über das Leben einer Großmutter mit Tochter und Enkelin nach dem Zweiten Weltkrieg, geprägt durch traumatische Trennungserlebnisse, wird zu Abrahams Theorie über die Großeltern in Beziehung gesetzt. Nach Abraham (1913) setzen die Kinder ihre Großeltern in der Fantasie als höhere Instanz ein, wenn sie beginnen, Aggressionen ihren Eltern gegenüber zu entwickeln. Abraham hat allerdings Kinder beschrieben, die kaum Kontakt zu ihren Großeltern hatten, ganz im Gegensatz zur Enkelin im genannten Prosatext. Diese Enkelin nutzte die Sprache gleichsam als höhere Instanz, um sich von ihrer unbewussten Identifikation mit der Großmutter zu befreien. Die Großmutter konnte sich ehemals mit dem Ritual des Rosenkranzbetens als Verbindung zu der christlichen »Übermutter« Maria in schweren Situationen trösten und stabilisieren.
"Once I am old ..." Student (self-)reflection on old age and the elderly (English Abstract)
Images of old age can be understood as social constructs based on personal conceptions, which at the same time influence how we perceive society as a whole. While both young and old are exposed to these images they contribute to constructing them. Reflecting these images beyond the spheres of mere intellectual learning and rational debate necessarily helps to question individual attitudes, notions and prejudices. In two encounter-based discussion rounds Bachelor students of social work reflected on the topics »When I’m old« and »Me and the old«. The discussions were recorded and then analyzed along the lines of Grounded Theory. Three theme complexes were identified: (1) What are we frightened of? (2) What will I be like in old age? (3) Death and dying. Further differentiation was carried out according to Luhmann’s concept of trust as taking the risk of advance as a simple way to reduce social complexity.
Transferring, enduring, contributing - When generations meet in education. Reflections from the perspective of two female candidates (English Abstract)
In this paper the authors deal with intergenerational relations in psychoanalytic training, focusing on different dynamics and challenges within and between generations. It is important to note that the relationship between the generations in training seems to have shifted in recent years towards a greater age difference between the actors. How does this possibly influence the individual relationships – between training analyst and candidate or supervisor and supervisee? Besides possible offenses, tensions and resistance, opportunities and examples of successful generativity and common growth can be observed. By presenting scenes from their training, the authors aim to illustrate the challenges of becoming an analyst in the tension between the generations.
Irmgard Dettbarn: "I am not the grandma for the roughest". Grandmother, let me tell you your story(English Abstract)
In her earlier publication (Pearls in her Hand), the author described how, after World War II, she and her mother lived together in a highly problematic setting with her grandmother. In this article she explores in how far Abraham’s theory of grandparents (1913) has any relevance to this traumatic experience. According to Abraham children introduce their grandparents as higher authority in order to allow feelings of aggression towards their parents. However, in contrast to the author, the children Abraham described had little contact with their grandparents. In her attempt to liberate herself from identification with the grandmother, the author’s tool is language. In some way she so seems to follow her grandmother’s example, who found comfort and stability in the Christian »Super Mother«, the Virgin Mary, by the ritual of extensively praying the rosary.