Maya Nadig:
Dialog zwischen Jung und Alt bei den Mosuo in Yunnan, Südchina (Abstract) (PDF)
Aus einer ethnopsychoanalytischen Perspektive wird die Rolle der Alten in der matrilinearen Mosuogesellschaft in Südchina betrachtet. Sie ist davon beeinflusst, dass die Mosuo in der Regel nicht heiraten, sondern Besuchsbeziehungen pflegen, während jeder in seinem mütterlichen Großhaushalt mit den eigenen Blutsverwandten zusammenlebt. Babys gehören zum mütterlichen Haushalt, werden jedoch früh aus der innigen Verbundenheit mit der Mutter herausgelöst und von allen Familienmitgliedern versorgt. So entsteht eine starke Bindung an alle Familienmitglieder und eine Gruppenrepräsentanz. Zahlreiche soziale, ökonomische, ideologische und historische Gegebenheiten begründen den respektvollen Umgang mit den Alten. Die Sozialorganisation dieser Kultur wird unterstützt von Mythen, zwei Religionen mit ihren Lehren und Ritualen, der Verwandtschaftsnomenklatur sowie von alltäglichen Bräuchen. Die älteren Frauen und Männer haben eine wichtige Position in der Großfamilie als Ansprechpartner und Helfer für kleinere Arbeiten. Als zukünftige Ahninnen und Beschützerinnen aus der matrilinearen Linie im Jenseits werden die Frauen über den Tod hinaus verehrt und in Familienritualen angerufen.
Ethnologische Perspektive zum Themenheft
“Altern — Befürchtungen und Hoffnungen im Dialog zwischen Jung und Alt ”
Dialogue between young and old among the Mosuo in Yunnan, South China (English Abstract)
From an ethnopsychoanalytical perspective, the role of the elderly in the matrilineal Mosuo society in southern China is examined. It is also influenced by the fact that the Mosuo do not usually marry, but rather maintain visiting relationships, while each lives in his or her large household with their own blood relatives. Babies belong to the mother’s household and are taken out of the intimate connection with her at an early age and cared for by all family members. This creates a strong bond with all members of the family group and a kind of group representation. The various social, economic, ideological, and historical conditions that exist support this approach to the elderly. Myths, two religions and their teachings and rituals, the nomenclature of kinship and everyday customs cement the very special values and social organization of this culture. Aging men and women have an important position in the extended household – as contact persons and helpers for smaller tasks. As future ancestors and protectors from the matrilineal lineage in the hereafter, the women are called and venerated beyond death in both daily and special family rituals.