Übersichten zum Themenheft
“Essen und Trinken”
Dorothee Volkert:
Ernährungsstörungen im Alter: Mangelernährung (Abstract) (PDF)
Verschiedene physiologische Altersveränderungen, insbesondere die sogenannte Altersanorexie, aber auch Veränderungen der Lebens- und Gesundheitssituation machen ältere Menschen und vor allem Hochbetagte anfälliger für Mangelernährung. Speziell in Zusammenhang mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen und funktionellen Einschränkungen ist Mangelernährung häufig. Die Entstehung ist meist multifaktoriell. Die Folgen sind sowohl für die Betroffenen wie auch für das Gesundheitssystem gravierend. Da eine Mangelernährung im Alter schwerer wieder auszugleichen ist als in jüngeren Jahren, gewinnen präventive Maßnahmen an Bedeutung. Um bestehende Ernährungsprobleme möglichst frühzeitig zu erkennen, sollten daher alle älteren Menschen, unabhängig von ihrem Ernährungszustand, routinemäßig in regelmäßigen Abständen auf Mangelernährung gescreent werden. Sowohl präventive als auch therapeutische Interventionsmaßnahmen müssen individuell gestaltet sein, an den Ursachen ansetzen und in enger interdisziplinärer Zusammenarbeit erfolgen. Generell kommen auch bei älteren Menschen alle Möglichkeiten der Ernährungstherapie – von diätetischen Maßnahmen über Trink- und Sondennahrung bis zur parenteralen Ernährung – infrage.
Rainer Wirth:
Dehydratation bei alten Menschen (Abstract) (PDF)
Die Begriffe »Dehydratation« und »Exsikkose« beschreiben eine medizinische Symptomatik, die durch einen unphysiologisch niedrigen Wassergehalt des Organismus bedingt ist. Ältere Menschen sind wegen verschiedener altersassoziierter Veränderungen besonders anfällig für das Entstehen einer Dehydratation. Da der Flüssigkeitsbedarf einer sehr starken interindividuellen Variabilität unterliegt, sind allgemeingültige Empfehlungen für die Mindestflüssigkeitszufuhr problematisch. Die Leitlinien der Europäischen Gesellschaft für Klinische Ernährung und Stoffwechsel (ESPEN) empfehlen täglich 1,6 und 2,0 Liter Getränke für ältere Frauen und Männer, es sei denn eine besondere medizinische Situation macht andere Maßgaben erforderlich. Bereits der Verlust von 1 bis 2% des Körperwassers führt zu Symptomen. Die möglichen Folgen der Dehydratation umfassen ein breites Spektrum von Konzentrationsstörungen über die orthostatische Hypotonie bis hin zu Fieber und Bewusstlosigkeit. Obgleich die Dehydratation zu den häufigsten Diagnosen beim alten Menschen zählt, sind die diagnostischen Kriterien unscharf. Neben der Therapie einer manifesten Dehydratation sind prophylaktische Maßnahmen und eine frühe Erkennung von übergeordneter Bedeutung.
Eva Kiesswetter, Gabriel Torbahn, Daniel Schöne:
Adipositas im Alter (Abstract) (PDF)
Adipositas im Alter wird, genauso wie bei Jüngeren, durch einen erhöhten Body-Mass-Index, Bauchumfang oder Körperfettanteil definiert. Aufgrund steigender Prävalenzzahlen und zahlreicher negativer Konsequenzen auf die körperliche und psychische Gesundheit erlangen Adipositas und speziell auch sarkopene Adipositas – eine Kombination aus erhöhtem Fettanteil und niedriger Muskelmasse sowie Muskelfunktion – bei älteren Menschen zunehmend an Bedeutung. Therapieoptionen bei Adipositas sind Lebensstilinterventionen, medikamentöse Begleitbehandlungen und chirurgische Eingriffe mit entsprechender Nachsorge, wobei letztere Optionen bei älteren Menschen bisher eine untergeordnete Rolle spielen. Bei Therapieentscheidungen sollten der Erhalt von Selbstständigkeit und Lebensqualität im Vordergrund stehen. Da Gewichtsreduktionen eine Abnahme von Muskel- und Knochenmasse induzieren, sind der gesundheitliche Nutzen und die möglichen funktionellen Risiken sorgfältig gegeneinander abzuwägen. Lebensstilinterventionen, die Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltenskomponenten kombinieren und einen langsamen Gewichtsverlust fokussieren, haben sich bei jüngeren Senior*innen mit Adipositas als effektiv und sicher erwiesen. Die Übertragbarkeit auf hochbetagte Menschen mit funktionellen Einschränkungen ist noch zu klären.
Nanette Ströbele-Benschop, Anastasia Dieze & Ilka Rack:
Verbesserung der Ernährung und der Lebensqualität älterer Menschen durch Veränderungen in der Mahlzeiten-Umgebung (Abstract) (PDF)
Ein Verhaltzensorientierter Ansatz
Altersbedingte körperliche und kognitive Veränderungen können zu einer verminderten, gesteigerten oder auch einseitigen Nahrungsaufnahme führen. Die daraus entstehenden, potenziell gesundheitsschädigenden Ernährungszustände der Betroffenen können ein Risiko für klinische Komplikationen darstellen und sind häufig mit einer verminderten Lebensqualität verbunden. Aus verhaltensbezogenen Studien ist bekannt, dass sich die Nahrungsaufnahme neben den physiologischen Systemen auch durch äußere Faktoren beeinflussen lässt. Im Vordergrund stehen dabei positive Veränderungen der Umgebung, die zu einer Optimierung der Nährstoffaufnahme und damit zu einer Verbesserung des Ernährungszustandes und der Lebensqualität beitragen sollen. Zu den Umgebungsfaktoren, die bereits Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen waren, zählen der soziale Esskontext, der Ort der Mahlzeitenaufnahme, die Ablenkung während des Essens, die Portionsgröße, die Darstellung der Speisen und Snacks, der Geruch und die Erreichbarkeit von Lebensmitteln sowie die Speisenvielfalt. Alle Faktoren weisen grundlegend das Potenzial auf, sich durch kleine Veränderungen positiv auf das Risiko bzw. die Symptome einer Fehlernährung (Mangel-, Über- und/oder einseitige Ernährung) auszuwirken.
Nutritional disorders in old age: malnutrition (English Abstract)
Various age-related changes, in particular anorexia of aging, but also changing health and living situation, increase the risk of malnutrition in older people. Malnutrition is common, especially in connection with health impairments and functional limitations. In most cases the development of malnutrition is multifactorial. The consequences are serious both for the individual and for the health system. Since malnutrition is more difficult to compensate for in old age than in younger years, preventive approaches gain in importance. In order to identify existing nutritional problems as early as possible, all older adults, regardless of their nutritional status, should be routinely screened for malnutrition at regular intervals. Both preventive and therapeutic intervention strategies must be individualized, address the causes and take place in close interdisciplinary cooperation. In general, all options of nutritional therapy – from dietetic measures to oral nutritional supplements, enteral and parenteral nutrition – are also possible in older persons.
Dehydration in the elderly (English Abstract)
Dehydration describes symptoms caused by an unphysiological low fluid content of the body. Particularly older persons are at high risk of dehydration, due to various age associated changes. Daily fluid demands show great interindividual variability. Therefore, uniform recommendations for minimal fluid intake are problematic. The guidelines of the European Society for Clinical Nutrition and Metabolism (ESPEN) recommend a daily intake of 1,6 and 2,0 liter of beverages for older women and men, respectively, unless a medical condition requires another recommendation. Clinical symptoms start to occur with a deficiency of 1 to 2 % of body water. The possible consequences of dehydration comprise a broad spectrum of symptoms. Examples are a decrease of cognitive performance, orthostatic hypotension, fever and unconsciousness. Although dehydration is one of the most frequent diagnosis in older persons, the diagnostic criteria are vague. Besides the therapy of dehydration, prophylactic measures and early recognition are of superior importance.
Obesity in old age (English Abstract)
Obesity in older age is defined in the same way as in younger people by an increased body mass index, waist circumference or amount of body fat. Due to increasing prevalence and numerous negative consequences for physical and mental health, obesity and specifically sarcopenic obesity – a combination of increased body fat, low muscle mass and muscle function – are becoming increasingly important in older people. Therapeutic options to manage obesity include lifestyle interventions, accompanying medication and surgical interventions with appropriate aftercare, with the latter options playing a minor role in older people. Therapy decisions should focus on maintaining independence and quality of life. Since weight reduction induces a loss of muscle and bone mass, health benefits and possible functional risks should be carefully weighed. Lifestyle interventions that combine nutritional, exercise, and behavioral components and aiming at a slow weight loss have been shown to be effective and safe in younger old adults. The transferability to older people with functional limitations needs to be clarified.
Improving nutrition and quality of life in older people through changes in the meal environment (English Abstract)
Age-related physical and cognitive changes can lead to decreased, increased and unbalanced dietary intake. The resulting potentially unhealthy nutritional conditions of those affected can pose a risk for clinical complications and are often associated with a reduced quality of life. It is known from behavioral studies that, in addition to physiological systems, food intake can also be influenced by external factors. The focus is on positive changes in the environment, which should contribute to an optimization of the nutritional intake and thus to an improvement in the nutritional status and quality of life. Environmental factors that have already been the subject of scientific studies include the social eating context, the place where the meal is consumed, distraction while eating, portion size, the presentation of the food and snack, smell and food accessibility and the variety of dishes. Basically, all factors have the potential to have a positive effect on the risk or the symptoms of malnutrition (undernutrition, overeating and/or unbalanced nutrition) through small changes.