Katharina Geschke, Andreas Fellgiebel & Alexandra Wuttke:

Ein hausärztlich basiertes multiprofessionelles, bedarfsgerechtes Versorgungskonzept für Menschen mit Demenz und deren Angehörige
Einblicke in das Innovationsfondsprojekt DemStepCare
(Abstract) (PDF)

Im Mittelpunkt von DemStepCare stand die bedarfsgerechte, personenzentrierte und leitlinienorientierte Optimierung der ambulanten Versorgung von Menschen mit Demenz und deren Angehörigen. Nach Auswahl und Einschreibung der Patientinnen und Patienten durch deren hausärztlich Praxis führten Case-Managerinnen eine strukturierte Beurteilung der häuslichen Versorgungssituation durch. War diese stabil, erhielt die betroffene Familie eine Beratung über regionale Hilfsund Versorgungsmöglichkeiten. Im Falle eines erhöhten Versorgungsrisikos übernahmen die Case-Managerinnen zentrale Aufgaben bei der Organisation und Koordinierung zusätzlicher Versorgungsangebote und boten eine bedarfsgerechte kontinuierliche Begleitung an. Bei (drohenden) Versorgungskrisen konnte kurzfristig und vorübergehend eine aufsuchende multiprofessionelle Krisenambulanz in Anspruch genommen werden. Die dort verorteten Pflegeexpertinnen für kognitive Störungen und Demenz versuchten in enger fachärztlicher und sozialdienstlicher Kooperation durch zeitnahe Diagnostik und konsekutive Abfolge primär nicht-medikamentöser Interventionen sowie die Betreuung der oft sehr belasteten Angehörigen, eine ambulante Stabilisierung der Versorgungssituation zu erreichen und eine stationäre Aufnahme zu vermeiden. Der Beitrag beschreibt den Ablauf der Versorgung und gibt Einblicke in das Projekt DemStepCare sowie eine kurze Auswahl qualitativer Einzelerfahrungen anhand von beispielhaften Aussagen aller am Projekt Beteiligten.

Klaus Wingenfeld:

Die Übergangsversorgung nach dem Krankenhausaufenthalt Erfahrungen aus dem Innovationsfondsprojekt TIGER(Abstract) (PDF)

Für ältere Menschen stellt die erste Zeit nach der Krankenhausentlassung häufig eine kritische Phase dar, in der gehäuft gesundheitliche Krisen und Versorgungsprobleme auftreten. Bei Personen mit komplexem Versorgungsbedarf besteht ein erhöhtes Risiko, in dieser Zeit erneut einen Krankenhausaufenthalt zu erleben. Für besonders vulnerable Patient:innen-gruppen wurde in den USA schon vor einigen Jahrzehnten das Transitional-Care-Konzept entwickelt, das eine Begleitung der Patient:innen in den ersten Wochen nach dem stationären Aufenthalt vorsieht. Diese Begleitung erfolgt durch spezialisierte Pflegekräfte des Krankenhauses. In Deutschland wurde ein angepasstes Transitional-Care-Konzept im Rahmen eines Innovationsfondsprojekts erprobt und evaluiert. Im Ergebnis zeigte sich, dass mit der poststationären Unterstützung ein breites Bedarfsspektrum bei den Patient:innen abgedeckt, zahlreiche Gefährdungen abgewendet und individuell passgenaue Hilfen geleistet werden konnten. Die Erprobungserfahrungen legen es nahe, dass die Umsetzung des Konzepts so weit wie möglich auf vulnerable Risikogruppen eingegrenzt werden sollte, um das Potenzial des Konzepts optimal auszuschöpfen.

Olivia Wöhrle, Joachim Klein & Renate Stemmer:

Erwartungen von Advanced Practice Nurses und Hausärzt:innen
an die Zusammenarbeit in der Versorgung multimorbider Patient:innen
Das Innovationsfondsprojekt FAMOUS (Abstract) (
PDF)

Der Versorgungsbedarf bei Multimorbidität ist regelmäßig mehrdimensional und kann nicht adäquat durch eine einzige Berufsgruppe im Gesundheitswesen bearbeitet werden. Zugleich trifft der fortschreitende Mangel an Hausärzt:innen auf das wachsende akademische Potenzial von Pflegenden. Die vorliegende Studie fragt nach den Erwartungen von Advanced Practice Nurses (APNs) und Hausärzt:innen an deren Zusammenarbeit zu Beginn der APN-Tätigkeit im hausärztlichen Setting bei der Versorgung multimorbider Patient:innen. Verwendet wird ein Mixed-Methods-Design. Zur Datenerhebung werden qualitative leitfadengestützte Interviews mit APNs (n = 9) sowie quantitative Fragebögen mit Hausärzt:innen (n = 12) eingesetzt. Die Auswertung erfolgt inhaltsanalytisch beziehungsweise deskriptiv statistisch. Die Ergebnisse zeigen, dass APNs und Hausärzt:innen eine erfolgreiche und enge Zusammenarbeit erwarten. Die APNs erwarten Autonomie in ihrer Arbeit; die Hausärzt:innen erhoffen sich vor allem Entlastung durch die APNs. Derzeit überwiegen die förderlichen Faktoren für die Implementierung der APNs als Vorbedingung für eine verbesserte, auch psychosoziale Versorgungsqualität multimorbider Patient:innen in der hausarztnahen Versorgung.

Neue Versorgungsformen zum Themenheft
“Versorgungsinnovationen”

A GP-based multiprofessional, needs-based care concept for people with dementia and their relatives
Insights into the Innovation Fund Project DemStepCare (English Abstract)

DemStepCare focused on a needs-based, person-centred and guideline-oriented optimization of outpatient care for people with dementia and their caregivers. After patient selection and enrollment by their general practitioners, case managers conducted a structured assessment of the home care situation. If this was stable, the affected family received advice on regional help and care options. If there was an increased risk of care, the case managers took on central tasks in organizing and coordinating additional care offers and offered needs-based continuous support. If there was a (threatening) care crisis, a visiting multi-professional outpatient clinic could be used at short notice and temporarily. The nursing experts for cognitive disorders and dementia in the outpatient clinic tried to achieve an outpatient stabilization of the care situation and to avoid inpatient admission through timely diagnostics and a consecutive sequence of primarily non-drug interventions as well as the supply of the often very stressed relatives. The article describes the care process and provides insights into the DemStepCare project as well as a short selection of qualitative individual experiences based on exemplary statements from all those involved in the project.

Transitional care after hospitalization
Experiences from the TIGER Innovation Fund Project (English Abstract)

For older patients, the first period after hospital discharge is often a critical phase in which health crises and care problems occur more frequently. Patients with complex needs are at high risk of experiencing re-hospitalization during this time. For particularly vulnerable patient groups, a concept of transitional care was developed several decades ago in the USA. This concept includes posthospital support during the first weeks after discharge, provided by advanced practice nurses of the hospital. In Germany, an adapted transitional care concept was tested. The results show that transitional care covers a wide range of needs and risks among the patients. However, to reach optimal outcomes transitional care should be limited to patients at high risk of posthospital problems.

Expectations of Advanced Practice Nurses and Family Physicians on cooperation in the care of multimorbid patients
The Innovation Fund Project FAMOUS (English Abstract)

The need for care in the face of increasing multimorbidity is regularly multidimensional and cannot be adequately dealt with by a single professional group in the health care system. At the same time, the progressive shortage of family doctors meets the growing academic potential of nurses. The purpose of this study is to describe the expectations of Advanced Practice Nurses (APNs) and General Practitioners (GPs) regarding their collaboration in the primary health care of multimorbid patients by APNs at the beginning of APN implementation in GP practices. The study uses a Mixed-Methods-Design. Data collection uses qualitative guideline-based interviews with APNs (n = 9) and quantitative questionnaires with GPs (n = 12). Data analysis is made with content analysis respectively with descriptive statistical analysis. The results show that APNs and GPs expect a successful and close collaboration. The APNs look forward to autonomy in their work; the primary care physicians hope for relief at work from the APNs. In summary, the facilitating factors for the implementation of APNs as a prerequisite for an improved quality of care including psychosocial care for multimorbid patients in primary care currently prevail.