20 Jahre Psychotherapie im Alter
Die erste Ausgabe dieser Zeitschrift Psychotherapie im Alter (PiA) erschien im Jahr 2004. Das damalige herausgebende Team bestand aus sechs Personen: vier Personen im Alter von Anfang bis Mitte 50, angestiftet zur Zusammenarbeit von Johannes Kipp und Hartmut Radebold, beide damals in den 60ern. Diese sechs Personen, fünf Männer und eine Frau, haben PiA jahrelang die Treue gehalten. Seit der ersten Ausgabe 2004 ist PiA regelmäßig viermal pro Jahr erschienen. Aktuell besteht das Team aus vier Frauen und fünf Männern. Von Anbeginn bis heute gibt es eine intensive Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft Psychoanalyse und Alter, die jährlich Anfang Dezember die Kasseler Alterstagung gestaltet. Mitglieder dieser Arbeitsgemeinschaft geben einen PiA-Tagungsband heraus, der in der Regel in dem der Tagung folgenden Herbst erscheint.
Anlässlich des 20-jährigen Jubiläums von PiA haben wir alle Personen des Beirats, alle ehemaligen Herausgeberinnen und Herausgeber und einige Autoren um einen Blick in PiAs Zukunft gebeten. Denn wir im Herausgeberteam fragen uns immer wieder, ob wir in PiA wirklich das schreiben, was wichtig ist und was unsere Leserschaft interessiert. Obwohl dieser Blick in die Zukunft – konkret in die kommenden fünf Jahre – vor allem als Rückmeldung für das herausgebende Team und die zukünftige Gestaltung von PiA gedacht war, möchten wir an dieser Stelle Reaktionen zum Stichwort »Digitalisierung« und zum Cover der Zeitschrift aufgreifen:
– Unter »Digitalisierung« wurde vor allem die Online-Ausgabe der Zeitschrift thematisiert. Stellvertretend kommt hier Andreas Maercker zu Wort: »Wird man sich den Luxus einer Papier-Zeitschrift noch leisten können? Die Klimakrise stellt mit ihrer bohrenden Frage nach Nachhaltigkeit einige liebgewordene Gewohnheiten in Frage.« Tatsächlich kann PiA bereits seit Heft 4/2016 sowohl als Papierausgabe als auch als E-Book bezogen werden; das wurde offensichtlich noch nicht ausreichend publik gemacht.
– Seit 2021 erscheint PiA mit grauem Cover. Dieses neue Cover, das vor allem uns Herausgeberinnen so chic und professionell erschien,
in dem außerdem das Titelbild besser zum Ausdruck kommt, wirkt auf manch treue Leser und Leserinnen offensichtlich ganz anders: So fragte Rolf D. Hirsch humorvoll-kritisch: »Sollen in Zukunft die PiA-Bände grau bleiben? Finde ich etwas trist und erinnert mich an Ödipussi: ›dann nehmen wir das Aschgrau‹«. Auch Angelika Trilling kommentierte den neuen Einband »in tristem schmutzig-grau-weiß«, der ihr als Menetekel erscheine für die Veränderungen der Publikationslandschaft und die Situation wissenschaftlicher Fachzeitschriften. Das Herausgeberteam wird nochmal über das Cover nachdenken, dessen können Sie sich gewiss sein!
Was nun erwartet Sie in diesem Jubiläumsheft?
Wir haben die Personen des Beirats, alle ehemaligen Herausgeberinnen und Herausgeber und einige Autoren nicht nur um eine Rückmeldung zu PiA gebeten, sondern ihnen noch eine weitere Frage gestellt, nämlich welche Entwicklung der letzten 20 Jahre sie für bedeutsam für die Alterspsychotherapie halten. Eine Auswahl der vielfältigen und reichhaltigen Antworten hat Astrid Riehl-Emde im ersten Beitrag zusammengestellt. Dabei haben sich vier übergeordnete Themen ergeben: (1) Psychische Entwicklung im höheren und hohen Erwachsenenalter, (2) Psychotherapeutische Behandlung im Alter, (3) Altersbilder und Barrieren der Inanspruchnahme, (4) Aus-, Fort- und Weiterbildung in der Alterspsychotherapie. Diese Themen werden in den weiteren Beiträgen dieses Hefts aufgegriffen:
– Hans-Werner Wahl geht davon aus, dass enge Verknüpfungen zwischen der Psychologie des Alterns und psychotherapeutischem Handeln mit älteren Menschen immer wieder herzustellen und zu pflegen sind. Anhand ausgewählter Themenfelder verdeutlicht er, dass und wie Einsichten und Befunde der psychologischen Alternsforschung (Lebensspannenpsychologie) als mögliche Wegmarkierungen für die Psychotherapie im Alter genutzt werden können.
– Andreas Kruse schlägt den Begriff der »existenziellen Fühlung« vor, um die Widerspiegelung der großen existenziellen Themen – wie Suche nach Sinn, Grenzen des Lebens, Verletzlichkeit, Vergänglichkeit und Endlichkeit – im Erleben der Person zu umschreiben. Wie und mit welchem Ergebnis orientiert sich die Person an solchen »großen« Lebensthemen und wie verarbeitet sie diese?
– Klaus Rothermund bietet eine Taxonomie von Altersbildern an, um deren Komplexität und Vielfältigkeit gerecht zu werden, und er stellt dar, wie wir Altersbilder erwerben und wie diese sich im Laufe des Lebens verändern. Zentral ist für ihn die Frage, wie und auf welchem Wege Altersbilder das Alterserleben und das Leben im Alter prägen und wie sich dieser Prozess positiv beeinflussen lässt.
– Wie steht es inzwischen um die Vermittlung von gerontopsychologischen Inhalten in der Aus- und Weiterbildung? Anne Katrin Risch beschreibt den nach wie vor bestehenden »knowledge gap« in der Aus- und Weiterbildung von angehenden Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten. Wird in den neuen Masterstudiengängen Klinische Psychologie und Psychotherapie die Chance genutzt, das Thema Psychotherapie im Alter besser zu integrieren?
Die Gestaltung dieses Jubiläumshefts lag in den Händen zweier Herausgeberinnen. Die eine, Astrid Riehl-Emde, die seit fast zehn Jahren auch das Amt der Geschäftsführenden Herausgeberin innehat, wird sich dieses Amt zukünftig mit der anderen Herausgeberin dieses Jubiläumshefts teilen, mit Anne Katrin Risch. Das Amt der Geschäftsführenden Herausgeberin von PiA wird von nun an also im Tandem ausgestaltet.
Nicht zuletzt ist PiAs 20. Geburtstag eine Gelegenheit zu danken:
– Dem Psychosozial-Verlag: Den Herren Hans-Jürgen und Johann Wirth, die von Beginn an dieses Zeitschriften-Projekt gefördert haben; außerdem Frau Grit Sündermann und Frau Julia Stein für die kontinuierliche und umsichtige Tätigkeit rund um das Lektorat und das Erscheinen jedes Hefts. Viele weitere hier ungenannte Mitarbeitende des Verlags sind involviert bei der Zeitschriften-Herstellung und im Marketing, ihnen sei gleichfalls gedankt.
– Allen Herausgeberinnen und Herausgebern, die in der Vergangenheit für PiA tätig waren und in der Gegenwart die Verantwortung tragen. Auch den Personen des Beirats und denjenigen, die bereit sind, Manuskripte zu begutachten und sich damit für die Qualität der Zeitschrift verdient machen. Darüber hinaus allen Personen, die auf unsere Fragen anlässlich des Jubiläums geantwortet haben. Dank dieser Befragung haben wir wichtige Wegweiser erhalten, auch dazu, welche Themen PiA zukünftig aufgreifen kann.
– Last but not least: Würde die Zeitschrift nicht abonniert und gekauft, wäre sie schon längst vom Markt verschwunden. In den letzten Jahren haben alle Verlage eine Reduktion von Abonnements zu beklagen. Nach Auskunft des Psychosozial-Verlags werden allerdings prozentual weniger Abonnements von PiA aufgekündigt als von anderen Zeitschriften. Dafür gebührt unseren Leserinnen und Lesern besonderer Dank.
Sollten Ihnen bei der Lektüre eigene Gedanken in den Sinn kommen – sei es zur Entwicklung der Alterspsychotherapie in den letzten Jahrzehnten, sei es, was Sie sich künftig von PiA wünschen oder in PiA lesen wollen – zögern Sie nicht, uns zu schreiben! Wir sind jederzeit dankbar für Rückmeldungen!
Wir wünschen Ihnen eine anregende Lektüre!
Kontakt
Prof. Dr. phil. Astrid Riehl-Emde
Institut für Medizinische Psychologie
Universitätsklinikum Heidelberg
Bergheimer Str. 20
69115 Heidelberg
E-Mail: Astrid.Riehl-Emde@med.uni-heidelberg.de
Dr. Dipl.-Psych. Anne Katrin Risch
Geschäftsführung und psychologische Leitung
Ambulanz für Forschung und Lehre
Friedrich-Schiller-Universität Jena
Am Johannisfriedhof 3
07743 Jena
E-Mail: anne.katrin.risch@uni-jena.de